In Mittelamerika haben sich Vertreibung und erzwungenes Exil in den letzten fünf Jahren vervielfacht. Mehr als 890.000 Menschen suchen weltweit Zuflucht. Nicaragua bildet hier keine Ausnahme: Seit der politischen Krise im April 2018 und der Verschärfung der Repression gegen nicaraguanische Bürger:innen sind 108.000 Menschen aus dem Land geflohen, von denen schätzungsweise 85.000 in Costa Rica Schutz gesucht haben.

Viele von Ihnen sind Aktivist:innen und Menschenrechtsverteidiger:innen, die ihre Arbeit aus dem Exil fortsetzen.

Das Nicaraguaprojekt von peace brigades international in Costa Rica und die Stiftung Acceso möchten die Menschen ehren, die auf der Suche nach Sicherheit weiterhin für die Verteidigung der Menschenrechte in ihren Gemeinden arbeiten, obwohl sie weit weg von ihrem Heimatland sind.

Wir laden Sie ein, einige Zeugnisse von Nicaraguaner:innen zu lesen, die die Menschenrechte verteidigen, während sie die Last tragen, im Exil zu leben.

Ganz herzlich möchten wir sie auch zu der Hybrid-Veranstaltung „Menschenrechtsarbeit für Nicaragua aus dem Exil in Costa Rica“ am 10. Dezember 2021 einladen.

Juan Carlos
„Das Exil ist eine schwere Last. Ich verließ Nicaragua ungeplant in den frühen Morgenstunden, um mich vor einer drohenden Gefahr zu schützen. Ich trug viel Ungewissheit und Angst in mir, weil ich nicht wusste, was mit mir passieren würde.
Wendy
„Obwohl wir ins Exil gegangen sind, begleiten wir nach wie vor die Opfer von Menschenrechtsverletzungen und führen diese Verteidigungsarbeit, Dokumentation und Berichterstattung durch, um die internationale Gemeinschaft über die Geschehnisse in unserem Land zu informieren.“
Gerall
Der Journalismus ist von grund­legender Bedeutung für Demokratien und für die Menschen­rechte. Wir nicara­guanischen Journalist:innen sind eine Stütze, wenn es darum geht, anzu­prangern, was Nicaragua durchmacht, Gerechtigkeit zu fordern und dafür zu sorgen, dass Nicaragua die Resonanz erhält, die es derzeit auf globaler Ebene hat.
Dark Star
„Mein Aktivismus hat nicht erst im April 2018 begonnen. Ich bin Aktivistin, solange ich denken kann. Als ich 2019 nach Costa Rica kam, war das sehr schwierig für mich. Es ist anders, in einem fremden Land aktiv zu sein. Ich stand vor der Herausforderung der sozialen Akzeptanz – in einem Land, das von rassistischer Diskriminierung, Hunger und der Pandemie geprägt ist.
Genesis
„Den Kampf für Menschenrechte aus dem Exil heraus fortzusetzen, ist eine große Herausforderung. Für mich bedeutete es, diese imaginäre Linie, die wir Grenze nennen, zu überwinden: Die Verteidigung der Menschenrechte geht über den Ort hinaus, an dem wir uns befinden.“
Claudia
„Als langjährige Aktivistin, Feministin, Umweltschützerin und Menschenrechtsverteidigerin hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich mein Land eines Tages verlassen muss und mit dem Tod bedroht werde, weil ich friedlich protestiert habe.“
Keyla
„Ich komme aus der Autonomen Region der südlichen Karibikküste, die unter vielen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Problemen und extremer Ungleichheit leidet. Die Menschen dort werden diskriminiert, weil sie ihre natürlichen Ressourcen, ihr Recht auf Land und ihre kulturelle Identität verteidigen wollen.
Gonzalo
„Exil ist ein Angriff auf das Lebensprojekt eines jeden Menschen, der sein Land verlassen musste, um sich selbst zu retten. Nach einem Anschlag auf die Organisation, für die ich gearbeitet hatte, floh ich nach Costa Rica. Die erzwungene Trennung von der Familie war herzzerreißend.“