Ohne Menschenrechte sähe dein Alltag ganz anders aus: Du könntest deine Meinung nicht öffentlich in den sozialen Medien äußern, ohne Angst vor Inhaftierung oder Verfolgung zu haben. Dein Zugang zu sauberem Wasser wäre nicht gesichert. Frei lieben und offen du selbst sein? Undenkbar. Unsere Menschenrechte sind für uns oft so selbstverständlich, dass wir sie nur wahrnehmen, wenn sie verletzt werden. Doch ein Selbstläufer sind sie nie: Sie müssen immer wieder aktiv eingefordert, beschützt und verteidigt werden. Vielerorts treten Menschen für ihre Rechte ein und riskieren dabei ihr Leben. In ihrem Alltag müssen beispielsweise die Medien- und Pressefreiheit, das Recht auf sauberes Wasser und der Schutz vor Diskriminierung weiter erkämpft werden.

Die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ (AEMR), die 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde, soll allen Menschen die gleichen Rechte garantieren. Seitdem hat sich einiges getan: Auch wenn die AEMR und ihre 30 Artikel rechtlich nicht bindend sind, entstanden auf ihrer Grundlage weitere Menschen­rechts­pakte, die völkerrechtlich verbindlich sind. Trotzdem gibt es weltweit noch immer eine große Kluft zwischen den Ansprüchen der AEMR und der Realität: Journalist:innen wie Gerall aus Nicaragua beispielsweise sind gezwungen, ihr Land zu verlassen, weil sie nicht regierungstreu über die Proteste berichtet haben, bei denen seit April 2018 über 300 Demonstrant:innen starben und mehr als 2000 verletzt wurden. In Honduras kämpfen Umwelt­aktivist:innen wie Juana mit friedlichen Mitteln gegen die Verseuchung ihrer Flüsse durch die Bergbauprojekte internationaler Unternehmen. Und LGBTIQA+-Aktivistin Esdra von der honduranischen Organisation Arcoíris fordert das, was selbstverständlich sein sollte: ein Leben in Würde, ohne Ausgrenzung, Hass und Diskriminierung.

So unterschiedlich ihre Lebensrealitäten sein mögen, eins haben alle drei Menschenrechtsverteidiger:innen gemeinsam: Sie schöpfen ihre Kraft aus dem stetigen Widerstand ihrer Gemeinschaften und aus dem Wissen, dass sie nicht allein sind. Dafür brauchen sie Mut und Durchhaltevermögen – und von den Menschen, deren Rechte nicht bedroht sind, mindestens drei Dinge: aufmerksames Zuhören, eigenes Hinterfragen und nicht zuletzt Solidarität.

Dies sind ihre Geschichten.

Im Jahr 2020 wurden weltweit 227 Umwelt­schützer:innen ermordet, drei Viertel von ihnen in Lateinamerika. Auch im Dorf Guapinol werden Umwelt und Menschen seit Jahren durch die Bauvorhaben eines großen Unternehmens bedroht. Juana Ramona Zuñiga ist eine von ihnen. Sie ist täglich in Gefahr, weil sie sich für die Rechte ihrer Gemeinschaft einsetzt. 
Die Pressefreiheit ist weltweit zunehmend unter Druck. So auch in Nicaragua: Journalist:innen werden willkürlich festgenommen und bedroht. Die Interamerikanische Menschenrechts­kommission (IACHR) spricht von einer „staatlichen Verfolgung der Presse“. Viele Journalist:innen mussten daher ins Ausland fliehen. Gerall ist einer von ihnen.
In Honduras sind Mitglieder der LGBTIQA+-Community gravierender Diskriminierung ausgesetzt. Sie erleiden ständige Stigmatisierung und werden Opfer von Hassverbrechen und sogar Mord. Esdra Sosa setzt sich seit 2006 für die gesellschaftliche Anerkennung und die Rechte ihrer Gemeinschaft ein. Bedrohungen musste sie bereits am eigenen Leib erfahren.

Und was kannst du tun?

Trotz einiger positiver Entwicklungen darf der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen nicht nachlassen. Die Betroffenen haben diese Wahl nicht: Sie kämpfen um Anerkennung in einer Welt, die sie oftmals ausgrenzt, leugnet oder verfolgt. Daher ist es wichtig, nicht wegzusehen, auch und gerade wenn man selbst und das eigene Umfeld keiner Bedrohung ausgesetzt ist. Trotz aller Hindernisse sind Aktivist:innen in den vergangenen Jahren weltweit sichtbarer geworden. Dafür brauchen sie Mut und Durchhaltevermögen – und von den Menschen, deren Rechte nicht akut bedroht sind, mindestens drei Dinge: aufmerksames Zuhören, eigenes Hinterfragen und nicht zuletzt Solidarität. 

Werde selbst aktiv! Die Arbeitsgruppe Süd-Nord freut sich immer über interessierte Menschen, die eigene Ideen einbringen wollen. Außerdem organisiert pbi regelmäßig (Online-)Veran­staltungen mit Aktivist:innen aus dem Globalen Süden und Norden und veranstaltet Seminare zu verschiedenen Themen.

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Quellen: Global Witness, Reporter ohne Grenzen, Cattrachas Lesbian Network, Spartacus Gay Travel Index