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11.02.2015 Der kolumbianische Staat wird in einem Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofes für Menschenrechte für das Verschwindenlassen von elf Personen verurteilt. Den Familienangehörigen wird nach einem fast 30 Jahre dauernden Kampf um Gerechtigkeit endlich das Recht auf Wahrheit zuerkannt.

Am 6. November 1985 stürmte die Guerilla M-19 den Justizpalast in Bogotá und nahm etwa 350 Geiseln. Nur wenige Stunden später drang das Militär mit Panzern in den Justizpalast ein. Bei dieser Rückeroberung kam es zu mindestens 94 Toten und elf Verschwundenen. Videoaufnahmen belegen, dass mehrere der Verschwundenen am 7. November 1985 lebend aus dem Justizpalast rannten. Jedoch kamen sie nie zu ihren Familien zurück. Was genau mit ihnen geschah und wo sich ihre Überreste befinden, wissen die meisten der zurückgebliebenen Familien bis heute nicht.

Der  Interamerikanische Gerichtshof gab das Urteil Ende des vergangenen Jahres bekannt. Der kolumbianische Staat wird des Verschwindenlassens von elf Personen schuldig gesprochen. In weiteren vier Fällen hat sich der Staat der willkürlichen Verhaftung und Folter schuldig gemacht. Das Gericht erachtet es außerdem als bewiesen, dass es ein „modus operandi“ beim Militär gab, der zu dem Verschwindenlassen von Geiseln, welche der Zusammenarbeit mit der M-19 verdächtigt wurden,  tendierte. Diese wurden von den anderen Geiseln getrennt, in Militäreinrichtungen gebracht, verhört, gefoltert und/oder verschwunden gelassen.

Der kolumbianische Staat wird dazu verpflichtet, weitgehende Untersuchungen einzuleiten, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Des Weiteren muss der Staat sich bemühen den Aufenthaltsort der (Überreste der) elf Verschwundenen schnellstmöglich festzustellen. Familienangehörigen muss unter anderem eine Entschädigung für materielle und immaterielle Schäden bezahlt werden.

Mit dem Urteil erhält ganz Kolumbien ein Zeichen, dass  Opfer ein Recht auf Wahrheit haben. Das ist vor allem für die Familienangehörigen und ihre Anwälte, die schon seit 29 Jahren unermüdlich dafür kämpfen die Ereignisse aufzuklären, von großer Bedeutung. Einer dieser Anwälte ist Jorge Molano, der schon seit Jahren intensiv von pbi begleitet wird. Außer dem Fall des Justizpalastes repräsentiert Jorge Molano auch Fälle von außergerichtlichen Hinrichtungen und ist rechtlicher Berater für mehrere Menschenrechtsorganisationen.

Quellenangaben:

Hagamos Memoria: Los desaparecidos del Palacio de Justicia. 28 años después (Video)
Pressemitteilung Interamerikanischer Menschenrechtsgerichtshof, 10.12.2014 (in Spanisch)
Semana: Corte IDH condena al Estado por desaparecidos en el Palacio de Justicia, 10.12.2014 (in Spanisch)

Text: Anne Berentsen