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06.05.2022 – Die neu gewählte honduranische Präsidentin Xiomara Castro scheint es mit dem politischen Wandel in ihrem Land ernst zu meinen. Eins ihrer Wahlversprechen erfüllte sie innerhalb der ersten drei Monate ihrer Amtszeit: Die Abschaffung des sogenannten ZEDE-Gesetzes, mit dem ganze Gebiete unter dem Deckmantel der wirtschaftlichen Entwicklung an private Investoren verkauft wurden.

„Honduras wird sich nicht den ZEDEs beugen“ - „Honduras no se Zede“ Am 25.04.2022 unter­zeichnete die hon­du­ra­nische Präsi­dentin Xiomara Castro den vom Kongress ver­abschiedeten Beschluss zur Auf­hebung des soge­nannten ZEDE-Gesetzes (dt.: Zonen für Be­schäftigung und wirt­schaft­liche Ent­wick­lung). Darin ging es um spezielle Sonder­wirt­schafts­zonen, die über weit­gehende Auto­nomie in der Gesetz­gebung, Rechts­prechung und Verwaltung verfügten. Der Aufhebungs­beschluss ist somit ein wichtiger Mo­ment für die Wahrung der nationalen Sou­veränität von Honduras, dem in den vergan­genen Jahren ein langer und hart­näckiger zivil­gesell­schaft­licher Wider­stand voraus­gegangen war.

Die ZEDEs wurden im Zuge der Präsidentschaft Juan Orlando Hernandez implementiert und sollten in erster Linie ausländisches Kapital in das mittelamerikanische Land ziehen. Globale Investoren und multinationale Konzerne wurden mit dem Versprechen eines „Spezialregimes“ in verschiedenen Sonderwirtschaftszonen gelockt, in denen sie staatliche Aufgaben und Funktionen wie bspw. die Implementierung einer Steuer- oder auch Sicherheitspolitik kurzerhand selbst übernehmen oder zumindest maßgeblich mitgestalteten konnten. Was sich anhört wie der wahrgewordene Traum marktliberaler Denkschulen, wurde von der honduranischen Bevölkerung größtenteils skeptisch aufgenommen. So warnte bspw. das Nationale Zentrum der Landarbeiter:innen (Central Nacional de Trabajadores del Campo (CNTC) schon damals vor den umfassenden sozialen und ökologischen Auswirkungen in Form von Zwangsumsiedlungen, Korruption, dem Verlust von Kultur- und Naturerbe und vielem mehr. Wer gesellschaftliche Interessen und Steuerungsfunktionen in die Hände des profitstrebenden, globalen Kapitals lege, so die berechtigte Kritik, mache die nationale Bevölkerung und Institutionen zu „Außenstehenden [im] eigenen Land“ und nehme damit die Verletzung grundlegender Menschenrechte in Kauf, klagte Fernando Garcia, ehemaliger Wirtschaftsminister und Vizepräsident der Zentralamerikanischen Bank für Wirtschaftliche Integration.

Nun also die lang ersehnte Kehrtwende. Die Aufhebung des Gesetzes durch die neue, progressive Präsidentin Xiomara Castro bedeutet einen wichtigen Sieg in der Verteidigung der Menschenrechte, für den die honduranische Bevölkerung und ihre fortlaufenden Proteste maßgeblich mitverantwortlich sind. Die multinationalen Konzerne und Investoren hingegen, werden dieses neoliberale Paradies sicherlich nicht kampflos hergeben und mit Hilfe von rechtlichen Instrumenten, wie Schadendersatzforderungen oder einstweilige Verfügungen, weiterhin versuchen ihre Profitinteressen durchzusetzen. Es bleibt also zu hoffen, dass die Aufhebung in Zukunft bestehen bleibt und somit als Symbol für die Wirkmächtigkeit zivilgesellschaftlicher Bewegungen dienen kann.

Auch hier bietet pbi eine sichtbare Präsenz. Die Freiwilligen stehen im internationalen Rampenlicht, was zur Abschreckung von Gewalt beiträgt und es den Menschenrechtsverteidiger:innen ermöglicht, ihre Arbeit ohne Angst fortzusetzen. Im Zuge des langen Widerstandes gegen die ZEDE war pbi bei Gemeindeversammlungen in u.a. La Ceiba, Trujillo, Arizona, Quimistán, Intibucá, Tela, Masica und San Francisco anwesend.

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