17.03.2022 – Drei Wochen nach Kriegsbeginn sind ukrainische Partnerorganisationen und Fachkräfte des ZFD weiter aktiv. In der Krise zeigt sich die Stärke der ukrainischen Zivilgesellschaft, die weiter langfristige Unterstützung benötigt. Die künftige deutsche Außen- und Sicherheitspolitik braucht dringend eine friedenspolitische Ausrichtung.

ZFD_LogoDer von der russischen Regie­rung befoh­lene An­griff auf die Ukraine hat in der deut­schen Außen- und Sicher­heits­politik zu einer Reaktion geführt, die auf mili­tärische Stärke setzt. Es ist zu befürchten, dass sich in dem Diskurs darüber die Perspektive verengt. „Wenn es eine ‚Zeitenwende‘ in der deutschen Außen- und Sicher­heits­politik geben soll, dann braucht sie ein um­fassendes Ver­ständnis von mensch­licher Sicher­heit, das alle Beiträge zum Frieden ein­schließt“, sagt Martin Vehrenberg, Sprecher des Konsortiums Ziviler Friedens­dienst, „eine neue Strategie muss auch die zivilen Instrumente der Konflikt­bearbeitung und Friedens­förderung und die Entwicklungs­zusammenarbeit stärken, denn Sicherheit, Frieden und Entwicklung bedingen einander.“ 

Arbeit in der Ukraine geht weiter

Die Arbeit der ZFD-Partner in der Ukraine geht unter­dessen weiter. „Die Friedens­arbeit in der Ukraine hat dazu bei­getragen, dass sich die Zivil­gesell­schaft in den vergangenen Jah­ren stark ent­wickelt hat und zusammen­gewachsen ist“, sagt Anja Petz, Sprecherin des Konsortiums Ziviler Friedens­dienst, „viele zivil­gesell­schaftliche Organi­sationen sind trotz der katastrophalen Lage aktiv und vernetzt. Sie organisieren humanitäre Hilfe, unter­stützen Flüchtende, bieten psycho­soziale Beratung an und organisieren sogar Hotlines für Eltern von russischen Soldaten, die nach ihren vermissten Söhnen suchen.“ Eine ukrainische Fach­kraft berichtet: „Wir sind nun im Westen, in Uzhgorod, und bauen in einer Wohnung ein Hilfs‐ und Beratungs­zentrum für ehemalige Gefangene und Betroffene von sexualisierter Gewalt auf. Hier soll psychologische Betreuung, Hilfe bei der Grenz­überquerung und humanitäre Not­hilfe angeboten werden.“ 

Kein Frieden ohne aktive Zivilgesellschaft

Ohne eine aktive und kritische Zivilgesellschaft ist kein Frieden möglich. Zivilgesellschaftliche Organisationen übernehmen wichtige Aufgaben, die jetzt, aber auch nach einem Ende der Kriegshandlungen, notwendig sind. Sie begleiten traumatisierte Menschen, unterstützen im Umgang mit Geflüchteten und dokumentieren Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen. Der ZFD unterstützt diese Zivilgesellschaft während des Kriegs so, dass sie nach einem Waffenstillstand ihre wichtige gesellschaftliche Funktion wiederaufnehmen kann. Netzwerke und Projektstrukturen werden genutzt, um psychosoziale, soziale und humanitäre Hilfen zu organisieren. 

Der Zivile Friedensdienst ist seit 2015 in der Ukraine aktiv, vor Kriegsbeginn mit 13 ZFD-Fachkräften. „Jetzt muss es darum gehen, dass die Waffen so schnell wie möglich schweigen und Menschenleben geschützt werden“, sagt Petz „erst dann gibt es Raum, um in der Gesellschaft wieder Friedensperspektiven zu entwickeln. Wir haben einen langen Weg zurück zum Frieden in Europa vor uns, der ernsthafte und aufrichtige Bemühungen von Politik und Gesellschaften erfordern wird.“

>> Pressemitteilung als pdf (17.03.2022)