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19.05.2015 Am 16. April 2015 wurde im mexikanischen Bundesstaat Coahuila der Bericht „Träume begleitend, Grenzen überquerend“ (Acompañando sueños, transitando fronteras), vorgestellt, in dem für die Jahre 2010 bis 2014 168 Angriffe auf Migrant_innen an der nördlichen Grenze Mexikos verzeichnet sind. Erstellt wurde der Bericht von der Initiative Nordgrenze Mexikos (Iniciativa Frontera Norte de México). Das Dokument analysiert die gefährliche Situation für Verteidiger_innen der Menschenrechte von Migrant_innen und unterstreicht, dass fast alle Fälle von Angriffen und Körperverletzung ungestraft bleiben.

Darin wird auch deutlich, dass Saltillo einer der Verwaltungsbezirke ist, in dem Verteidiger_innen der Rechte von Migrant_innen am meisten gefährdet sind. pbi begleitet in Saltillo die Organisation Casa del Migrante de Saltillo, die in den vergangenen vier Jahren 74 Angriffe erleiden musste, davon einige Bedrohungen und Diffamierungen durch die Medien. In der nördlichen Region begleitet pbi zudem das Menschenrechtszentrum Juan Gerardi, das die Menschenrechte der Migrant_innen in Torreón verteidigt.

Silvia Méndez (Menschenrechtszentrum Paso del Norte)Die erste von pbi im Norden begleitete Organisation war das Menschenrechtszentrum Paso del Norte, aufgrund des Risikos, dem sich die Menschenrechtsverteidiger_innen durch ihre Arbeit ausgesetzt sehen. pbi sprach mit Silvia Méndez, die Mitglied der Organisation ist: „In den ersten Jahren wusste ich nicht, dass ich eine Menschenrechtsverteidigerin war, jetzt glaube ich, dass ich es immer gewesen bin. Ich entschied mich, Teil des Menschenrechtszentrums sein zu wollen, als ich am 6. Oktober 2004 einige Schritte von meinem Haus entfernt den Körper einer zentralamerikanischen Frau fand, den man dort hingeworfen hatte. Ihre Familie wird vielleicht nie erfahren, wo sie blieb und was mit ihr passierte. Also sagte ich mir, du kannst etwas tun. Das Risiko spüre ich in manchen Momenten, zum Beispiel, wenn ich Opfer von Bedrohungen begleite. So musste ich beispielsweise eine Frau begleiten, die entführt worden war. Seit 2013 gibt es in Mexiko einen staatlichen Schutzmechanismus für Menschenrechtsverteidiger_innen, die in Gefahr sind. Wir nutzten ihn, doch die Reaktion war sehr unzureichend.“

pbi Mexiko setzt sich dafür ein, dass Menschenrechtsverteidiger_innen wie Silvia Méndez in ihrem Einsatz geschützt sind. Als Teil der strategischen Präsenz im Norden ermöglichte pbi so beispielsweise vom 23. bis 24. April 2015 einen Sicherheitsworkshop mit Menschenrechtsverteidiger_innen und -organisationen in der Stadt Juárez. Hierbei wurden Erfahrungen hinsichtlich des eigenen Schutzes und der Sicherheit reflektiert und ausgetauscht. Der Workshop fand bei der Organisation „Casa Amiga“ statt, die sich für eine gewaltfreie Kultur einsetzt, die auf Gleichheit und den Respekt für die körperliche, emotionale und sexuelle Unversehrtheit der Frauen und Kinder von Juárez beruht. Seit ihrer Ankunft in der Region pflegt pbi einen engen Kontakt zu Casa Amiga, die Teil des Netzwerks Tisch der Frauen von Juárez (Red Mesa de Mujeres de Ciudad Juárez) ist.

>> Das Interview mit Silvia Méndez zum Weiterlesen (Englisch)

Foto: Silvia bei einem Treffen mit Abgeordneten während ihrer Advocacy-Tour durch Europa © PBI Mexico

Text: Laura Harmsen