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03.05.2021 – Heute ist der Internationale Tag der Pressefreiheit – eine Gelegenheit, an die Grundprinzipien der Pressefreiheit zu erinnern und Journalist:innen und andere zu würdigen, die ihr Leben für die Verteidigung dieses fundamentalen Menschenrechts riskieren. Erfahre hier, wie pbi sich seit 40 Jahren unter anderem für Journalist:innen einsetzt, die aufgrund ihrer Arbeit bedroht werden.

Jedes Jahr am 3. Mai wirft der Internationale Tag der Pressefreiheit kurzzeitig ein Schlaglicht auf die Realität, in der Journalist:innen auf der ganzen Welt täglich leben. Die Zahlen sind erschreckend: Mindestens 50 Medienschaffende wurden laut Reporter ohne Grenzen 2020 in direktem Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet. Die meisten von ihnen ganz gezielt, da sie – oftmals auf lokaler Ebene – über Korruption, organisiertes Verbrechen, Umweltzerstörung oder Demonstrationen berichteten. Insgesamt zeichnet die Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen für 2021 ein düsteres Bild: In fast drei Viertel aller Länder der Welt wird unabhängiger Journalismus ernsthaft behindert, wenn nicht sogar weitgehend oder vollständig blockiert.

Warum ist die Pressefreiheit so wichtig?

Diese Entwicklung ist besonders besorgniserregend, weil die Meinungsfreiheit und somit auch die Pressefreiheit ein Schlüsselbereich der Menschenrechte ist. Sie kann als Indikator für die allgemeine Menschenrechtslage in einem Land gesehen werden – denn wo die Pressefreiheit eingeschränkt ist, sind es oft auch andere Rechte. Der Welttag der Pressefreiheit soll auf diese herausragende Bedeutung aufmerksam machen. Er wurde im Dezember 1993 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen eingeführt und ist seither Anlass, um über die weltweite Situation der Pressefreiheit aufzuklären. Für ihre Verletzungen und Bedrohungen soll Öffentlichkeit geschaffen werden und nicht zuletzt den Journalist:innen gedacht, die aufgrund ihrer Arbeit bedroht, inhaftiert oder sogar ermordet werden.

Der Internationale Tag der Pressefreiheit geht zurück auf die Deklaration von Windhoek, die am 3. Mai 1991 – also vor genau 30 Jahren – von afrikanischen Journalist:innen verabschiedet wurde. Sie forderten „die Schaffung einer unabhängigen, pluralistischen und freien Presse“ sowohl auf dem afrikanischen Kontinent als auch weltweit.

Wie steht es um die Pressefreiheit in unseren Projektländern?

Die Corona-Pandemie zeigpbi-Freiwillige in Guatemalat, dass zuver­lässige Informationen lebens­wichtig sein können. Der diesjährige Welt­tag steht daher unter dem Motto „Infor­matio­nen als öffentliches Gut“. Reporter ohne Grenzen zieht für 2020 die Bilanz, dass Journalist:innen zu Pandemie­zeiten so stark unter Druck geraten sind wie selten zuvor. In Deutsch­land wurde die Lage der Presse­freiheit daher nicht mehr als „gut“ sondern nur noch als „zufrieden­stellend“ einge­stuft. Auch in unseren Projekt­ländern sind die Aus­wirk­ungen deutlich zu spüren: Sowohl in Honduras (Rang 151 von 180), einem der gefähr­lichsten Länder für Medien­schaffende welt­weit, wo pbi seit 7 Jahren die Journa­listin Dina Meza begleitet, aber auch in Nepal (Rang 106) ist die Lage zunehmend angespannt. Mexiko (Rang 143) erreicht einen traurigen Rekord: In keinem Land wurden 2020 mehr Journalist:innen getötet.

Auch in Guatemala (Rang 116) haben sich die Angriffe auf Journalist:innen und Menschenrechtsverteidiger:innen seit Beginn der Corona-Krise vervielfacht. Im Oktober 2020 informierte das Guatemala-Projekt von pbi über die Verhaftung der Journalistin Anastasia Mejía. Sie hatte über den außer Kontrolle geratenen Protest der indigenen Maya K’iche-Gemeinde, der sie selbst angehört, gegen die Verlegung des städtischen Marktes und die angebliche Bevorzugung bei der Verteilung von staatlichen Pandemie-Hilfspaketen berichtet. Sie wurde ohne rechtliche Grundlage im Gefängnis festgehalten und soll sich unter anderem wegen „Volksverhetzung“ vor Gericht verantworten. Damit ist sie eine von vielen indigenen Journalist:innen, die für ihre Arbeit kriminalisiert wurden. Mejía berichtet seit Jahren über indigene Land- und Umweltrechte sowie Korruption. Fünf Monate nach ihrer vorläufigen Entlassung in den Hausarrest sind ihre Möglichkeiten, journalistisch zu arbeiten, deutlich eingeschränkt. In einem Interview gibt sie sich nun dennoch kämpferisch: „Sie werden mich nicht zum Schweigen bringen. Wir sind die Stimme, das Gefühl und die Hoffnung der Menschen.“

Setze ein Zeichen für die Pressefreiheit!

pbi begleitet akut bedrohte Menschenrechtsverteidiger:innen, darunter einige Journalist:innen und Medienschaffende. Die pbi-Freiwilligen sind gewissermaßen als internationale „Augenzeug:innen“ präsent und verhindern durch ihre Anwesenheit Menschenrechtsverletzungen. Denn Gewaltakteur:innen scheuen genau die Aufmerksamkeit, die Journalist:innen durch ihre Arbeit auf sie richten. Mit einer Spende an pbi kannst du dazu beitragen, dass Menschenrechtsverteidiger:innen in den pbi-Projektländern weiterhin ihrer Arbeit nachgehen können. In Ländern, in denen die Pressefreiheit eingeschränkt ist, sind auch andere Menschenrechte in Gefahr. Öffentlich auf mögliche Verletzungen aufmerksam machen zu können, ist ein wichtiger Schritt zur Veränderung.

Bleibe weiterhin über die Lage in unseren Projektländern informiert, indem du unseren monatlichen E-Newsletter abonnierst und uns bei Facebook, Instagram und Twitter folgst. Teile unsere Beiträge und zeige Solidarität mit Menschenrechtsverteidiger:innen – auch über den Welttag hinaus!

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Text: Berit KöhneButton_jetzt spenden