04.01.2016 - Dina Meza, unabhängige Journalistin und honduranische Menschenrechtsverteidigerin, besuchte die Schweiz vom 5. bis zum 9. Dezember 2015. pbi Schweiz nutzte die Gelegenheit, um mit ihr über die Wirkung der pbi-Präsenz zu sprechen.
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pbi Schweiz: Unter welchen Bedingungen arbeiten Menschenrechtsverteidiger_innen (MRV) und Journalist_innen in Honduras?
Dina Meza: Wir arbeiten in einem sehr unsicheren Umfeld. Die Drohungen und Belästigungen denen wir ausgesetzt sind, nehmen diverse Formen an, wobei der Mord an Journalist_innen und MRV zur schlimmsten Form gehört.
Was hat Sie dazu bewegt, pbi um Schutzbegleitung anzufragen?
Vor einigen Jahren war ich mehrfach Drohungen und Belästigungen sowie Aggressionen wegen meines Berufs als Journalistin und MRV ausgesetzt. Diese Übergriffe hatte ich bei der Staatsanwaltschaft gemeldet, erhielt jedoch nie eine Antwort. Die Institutionen zeigen kein Interesse, MRV zu beschützen. Deshalb bat ich pbi um Unterstützung.
Was hat sich durch pbi’s Präsenz an Ihrer Seite geändert?
pbi’s Präsenz ist von enormer Bedeutung. Die Wirkung des Teams in Honduras zeigt sich auf verschiedenen Ebenen. Für meine persönliche Situation ist die Begleitung sehr wichtig. Sie unterstützen mich, damit ich meine Arbeit als Menschenrechtsverteidigerin sowie als Journalistin weiter ausführen kann. In schwierigen Zeiten war das Team von pbi stets für mich da.
Auch für meine Familie ist pbi eine wichtige Unterstützung. Meine Kinder sind sehr auf diese Begleitung angewiesen. Seit pbi uns begleitet, kann ich wieder aufatmen, denn die schlimmsten Übergriffe haben abgenommen. Da es sich bei pbi um eine international anerkannte Organisation handelt, fühlen sich die Verfolger unter Druck, denn sie wissen, dass die begleiteten Verteidiger_innen nicht alleine sind.
Wie sieht ihr Alltag mit der Begleitung von pbi aus?
Normalerweise spreche ich meine Agenda mit den pbi-Freiwilligen ab und wir schauen für welche Aktivitäten eine Begleitung sinnvoll ist, zum Beispiel für eine Pressekonferenz, ein Forum, eine Sitzung mit Opfern, die ich begleite oder einfach nur für einen Kaffee mit einem Kontakt. Die Präsenz der pbi-Freiwilligen erzeugt eine abschreckende Wirkung auf mögliche Übergriffe. Man muss stets wachsam und sich der Risiken bewusst sein. Die meisten Leute können sich die Risiken, welchen ich vor allem im Investigativem Journalismus ausgesetzt bin, gar nicht vorstellen.
Im Juli 2015 wurden zum Beispiel einige hundert Student_innen von der Polizei innerhalb der autonomen Universität in Honduras festgehalten. Daraufhin bat ich pbi um Schutzbegleitung. Natürlich blieb pbi außerhalb der Universität (Nichteinmischung gehört zu den Grundprinzipien von pbi), aber ihre alleinige Präsenz zeigte Wirkung, denn die Leute wussten, dass eine internationale Organisation vor Ort ist. Zusammen mit anderen Verteidiger_innen gelang es mir, dass die Student_innen die Universität verlassen konnten, denn es handelte sich um eine illegale Festnahme.
pbi’s Arbeit besteht aber nicht nur aus Begleitungen; die Freiwilligen erstellen auch Risikoanalysen. Zudem veröffentlichen sie thematische Bulletins, die enorm wichtig sind. Dadurch wird auf lokaler wie auch auf internationaler Ebene die Botschaft vermittelt, dass die Menschenrechtssituation in Honduras beobachtet wird.