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Weltumwelttag 2023: Wie Umweltschützer:innen unseren Planeten erfolgreich verteidigen

Weltumwelttag 2023: Wie Umweltschützer:innen unseren Planeten erfolgreich verteidigen

05.06.2023 – Zum Weltumwelttag 2023 wollen wir die bemerkenswerten Leistungen der Umweltschützer:innen und Gemeinschaften feiern, die sich tagtäglich trotz immenser Herausforderungen und Risiken für den Erhalt der Umwelt und Artenvielfalt einsetzen. Diese mutigen Einzelpersonen und Kollektive spielen im Kampf gegen den Klimawandel eine zentrale Rolle und werden aufgrund ihrer Arbeit oft bedroht, angegriffen und kriminalisiert. peace brigades international (pbi) schafft sichere Handlungsspielräume für Umweltschützer:innen und mobilisiert weltweit Unterstützung.

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The Big Give
Seit 2012 wurden über 1733 Land- und Umwelt­schützer:innen bei dem Versuch getötet, ihr Land und ihre Res­sourcen zu schützen: Das ist im Durch­schnitt ein:e Ver­teidiger:in, der:die etwa alle zwei Tage getötet wird. Land- und Umwelt­schützer:innen werden zudem oft Opfer von In­haftierungen, Ein­schüchterungen, Über­wachungen, sexueller Gewalt und Todes­drohungen gegen sie und ihre Familien. Trotz dieser Risiken haben sich Gemein­schaften von den dichten Wäldern des kolum­bianischen Amazonas­gebiets bis hin zu den zerklüfteten Land­schaften der mexikanischen Sierra Tarahumara erhoben, um ihren Lebens­raum zu schützen. Ihre innovativen, kollektiven Aktionen haben die Kraft lokaler Lösungen für eine nachhaltige Zukunft bewiesen.

Nachfolgend stellen wir vier Gemeinschaften vor, denen es mithilfe der Begleitung und des Schutzes von pbi gelungen ist, sich nachhaltig für die Umwelt und den Klimaschutz einzusetzen.

Gemeinschaftsgeführter Naturschutz im kolumbianischen Amazonasgebiet

Im Regenwald des kolumbianischen Amazonasgebietes hat die Ansiedlung von Ölunternehmen zu verheerenden Wasser- und Bodenverschmutzungen sowie gewaltsamen Zwangsumsiedlungen von Gemeinden geführt. Die Reserva Campesina Perla Amazónica engagiert sich für den Schutz der Gemeinden, die inmitten des bewaffneten Konflikts die beeindruckende Artenvielfalt der Region bewahren wollen. Lokale Aktivist:innen dokumentieren die Verschmutzungen und die Zwangsumsiedlungen von Gemeinden. 

Angeführt von inspirierenden Persönlichkeiten wie Jani Silva wehrt sich die Gemeinschaft erfolgreich gegen die Umweltschäden, die von Ölunternehmen in der Region, darunter Amerisur Resources, verursacht wurden. So hat der Einsatz der Gemeinden für den Naturschutz zur Wiederansiedlung von Wildtieren und endemischen Arten geführt.

pbi unterstützt die Perla Amazónica im Rahmen der Schutzbegleitung der Comisión Intereclesial de Justicia y Paz (CIJP). So bleibt die Gemeinschaft trotz der Bedrohungen, denen sie ausgesetzt ist, widerstandsfähig und leistet mit ihrer Arbeit einen fundamentalen Beitrag für den Erhalt lebenswichtiger Ökosysteme. Außerdem konnte sie mithilfe des Schutzes von pbi die offizielle Anerkennung von Landrechten erwirken. Dieser Schritt ist von großer Bedeutung, da der Schutz und Erhalt der Natur für die lokalen Gemeinschaften essentiell ist und sie durch die territoriale Anerkennung an Sicherheit und Souveränität im Kampf gegen die Umweltzerstörung von Großkonzernen gewinnen. 

Als der Bergbau ihre Flüsse bedrohte, wehrten sich Guatemalas Maya Ch’orti’

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Straßenblockade am Eingang der Mine Cantera de los Manantiales in der Gemeinde Olopa, Chiquimula in Guatemala.png
In den letzten 30 Jahren wurden in vielen Regionen Guatemalas durch die Berg­bau­industrie nicht nur Flüsse extrem ver­schmutzt, sondern auch die Ab­holzung massiv beschleunigt. In der Region Olopa, im Süd­osten des Landes, haben sich Gemein­schaften der Maya Ch’orti‘ zusammen­geschlossen, um ihr Land zu schützen und es gegen Berg­bau­unternehmen zu verteidigen. Ihr Kampf gegen die Zerstörung beruht auf einer existentiellen Ver­bindung mit der Natur. Für indigene Gemein­schaften, wie die der Maya Ch’orti‘, stellt die Zerstörung der Natur somit eine fundamentale Bedrohung dar. Das Land ist für Gemein­schaften das Erbe ihrer Vorfahren und ihre Lebens­quelle. Durch umwelt­zerstörende Projekte, wie die der Berg­bau­industrie, verlieren die Menschen vielerorts nicht nur ihre Lebens­grund­lage, sondern auch einen Teil ihrer Identität.

Der Einsatz der Maya Ch’orti‘ hat in den letzten Jahren bereits zu mehreren Erfolgen geführt. So sind inzwischen 14 der 22 lokalen indigenen Gemeinschaften rechtlich anerkannt. Außerdem führte ihr unermüdlicher Einsatz 2019 zu einer einstweiligen Verfügung des höchsten Gerichts des Landes, mit der die Bergbaulizenz eines Unternehmens vorläufig ausgesetzt wurde.

Ihr Widerstand ist jedoch nicht ohne Folgen geblieben. Die Mitglieder der Gemeinschaften werden bedroht, eingeschüchtert und juristisch verfolgt, weshalb pbi sie mit rechtlichen Beistand und Schutzbegleitung unterstützt. Der Kampf der Maya Ch’orti‘ in Olopa schärft weiterhin das Bewusstsein für die von den Bergbauunternehmen verursachten Umweltschäden. Während sie sich dafür einsetzen, dass die Behörden die Gerichtsurteile umsetzen, haben sich weitere Gemeinschaften der Region dem Kampf zum Schutz ihres Landes für künftige Generationen angeschlossen.

Von der Mülldeponie zum Gedenkpark in den informellen Siedlungen von Nairobi

In den Siedlungen in Mathare (Nairobi, Kenia) haben sich Basisorganisationen auf eine außergewöhnliche Reise begeben, um eine ehemalige Mülldeponie in einen lebendigen Gedenkpark zu verwandeln. Angesichts des eingeschränkten Zugangs zu Grünflächen und der widrigen Lebensbedingungen haben Gemeinschaftsgruppen - darunter auch das von pbi unterstützte Mathare Social Justice Center - die Dinge selbst in die Hand genommen, das Land „zurückerobert“ und einen Gemeinschaftsraum geschaffen, der das Leben feiert und ihre Geschichte ehrt.

Ein Symbol der Vergeudung und Vernachlässigung ist nun ein Symbol der Widerstandsfähigkeit und Hoffnung. Der Park wird als Treffpunkt für Gemeindeaktivitäten, Umwelterziehung und kulturelle Veranstaltungen dienen. Der Park ist eines der vielen Beispiele dafür, wie Basisgruppen die Lebensqualität der Bewohner:innen verbessern und andere dazu inspirieren, in der ganzen Stadt aktiv zu werden.

Inspiriert durch das Vermächtnis der kenianischen Nobelpreisträgerin Wangari Maathai erhält das Pflanzen eines Baumes eine tiefere, symbolische Bedeutung, da es zu einer mächtigen Plattform wird, um nicht nur für Umweltrechte, sondern auch für soziale Gerechtigkeit, Frauenrechte und den Kampf gegen das Verschwindenlassen von Personen und Polizeigewalt einzutreten. Zu den Freiwilligen im Park gehören auch Mütter von Opfern polizeilicher Gewalt, die in Erinnerung an ihre ermordeten Söhne Bäume gepflanzt haben. Durch ihre Aktionen machen sie auf die systemischen Probleme aufmerksam, die sich auf ihr Leben auswirken, und fördern ein Gefühl der Selbstbestimmung innerhalb der Gemeinschaft.

Verteidigung indigener Gemeinschaften in der Sierra Tarahumara, Mexiko

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Online-Veranstaltung: „Begleitung des Kampfes der Rarámuri um ihr angestammtes Gebiet“
Die Sierra Tarahumara ist Teil der Sierra Madre Occidental, eines der arten­reichsten Gebiete Nord­amerikas und Mexikos längstem Gebirgs­zug, in dem sich etwa zwei Drittel des in Mexiko verfüg­baren Holzes befinden.

In den spektakulären Land­schaften der Sierra Tarahumara bietet pbi einer Gruppe von engagierten Umwelt­anwält:innen namens Consultoría Técnica Comunitaria (CONTEC) Schutz, die an vorderster Front die Rechte indigener Gemein­schaften verteidigen. Sie bieten indigenen Gemein­schaften, die von Bergbau-, Abholzungs- und Tourismus­projekten sowie von Gruppen des organisierten Verbrechens bedroht sind, rechtliche Vertretung, Beratung und Unterstützung bei der Lobby­arbeit.

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