17.05.2021 – Seit 2005 wird jedes Jahr am 17. Mai der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit begangen. Er dient als Aktionstag, um auf die Diskriminierung und Gewalt aufmerksam zu machen, die Menschen mit sexuellen Orientierungen oder Geschlechtsidentitäten jenseits von Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit noch immer erfahren.
Das Datum erinnert an die Entscheidung der WHO vor 31 Jahren, Homosexualität nicht länger als psychische Krankheit einzustufen. In Deutschland ergibt sich aus den Zahlen 17.5. noch eine weitere Bedeutung: Seit 1994 wird Homosexualität mit der Abschaffung von Paragraf 175 des Strafgesetzbuchs (§175 StGB) hierzulande nicht mehr kriminalisiert. Der zunächst nur gegen Homofeindlichkeit geschaffene Tag gibt heute allen Personen Raum, die sich der LGBTIQA+-Community angehörig fühlen. Denn auch wenn hinter der Abkürzung ganz verschiedene Menschen stehen, die unterschiedliche Diskriminierung erfahren, werden sie alle angegriffen, weil sie nicht dem klassisch vorherrschenden Geschlechterbild entsprechen.
Kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem
Wie pbi sich für LGBTIQA+-Rechte einsetzt
In den pbi-Projektländern werden Aktivist:innen, die zu Rechten von LGBTIQA+-Personen arbeiten, oftmals verfolgt und nicht selten misshandelt oder gar ermordet. pbi setzt sich insbesondere in Honduras für ihre Anliegen und ihren Schutz ein. Seit 2015 wird die Vereinigung Arcoíris (Regenbogen) von pbi begleitet. Ihre Koordinatorin Esdra Sosa sagte 2019: „Wir fordern keine neuen oder besonderen Rechte. Wir fordern nur, dass unsere Rechte, genau wie die Rechte aller Menschen respektiert werden.“
Doch die LGBTIQA+-Gemeinde in Honduras kämpft weiter für ihre Rechte: Mit dem Mord an Vicky Hernández im Jahr 2009 wurde im November 2020 erstmals ein Transfemizid vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte verhandelt. Ihr Fall gilt als sinnbildlich für die systematische Diskriminierung von Trans*Aktivist:innen in Honduras und könnte zu einem Präzedenzurteil zum Schutz von Trans*Personen führen.
Gemeinsam sensibilisieren und empowern
Trotz einiger positiver Entwicklungen darf der Kampf gegen LGBTIQA+-Feindlichkeit nicht nachlassen. Die Betroffenen haben diese Wahl nicht: Sie kämpfen um Anerkennung in einer Welt, die sie oftmals ausgrenzt, leugnet oder verfolgt. Daher ist es wichtig, im Alltag nicht wegzusehen, auch und gerade wenn man selbst und das eigene Umfeld keiner strukturellen Diskriminierung ausgesetzt ist. Trotz aller Hindernisse sind LGBTIQA+-Aktivist:innen in den vergangenen Jahren weltweit sichtbarer geworden. Dafür brauchen sie Mut und Durchhaltevermögen – und von den Menschen, deren Rechte nicht bedroht sind, mindestens drei Dinge: aufmerksames Zuhören, eigenes Hinterfragen und nicht zuletzt Solidarität.
Das Bildungsprojekt von pbi Deutschland bietet auch zu Coronazeiten einen Online-Workshop zum Thema sexualisierte Gewalt an, in dem Trans*Aktivistin Kendra Jordany über ihr Arbeit und die Situation in Mittelamerika, speziell in Honduras, berichtet.
Weitere Informationen zu diesem Thema
>> Honduras: „Somos“, der neue Kurzfilm von Manu Valcarce über die Arbeit von LGBTIQA+-Aktivist:innen (Spanisch mit engl. Untertiteln)
>> Honduras: Alarmierende Situation für die LGBTIQA+-Gemeinschaft
>> Honduras: Ermordung von Transaktivistin Scarlet Cambel