Direkt zum Inhalt

International: Umweltschützer:innen kämpfen auf der COP27 für ihre Rechte

25.11.2022 – Aus den diesjährigen Gesprächen der UN-Klimakonferenz in Sharm El Sheikh, Ägypten, gingen einige vielversprechende Entwicklungen hervor. Gleichzeitig gingen die Diskussionen der Regierungen über Maßnahmen des Klimaschutzes und über die Umweltgerechtigkeit bei weitem nicht genug in die Tiefe.

Bild
COP27

Dass Ver­luste und Schäden der Klima­krise zum ersten Mal auf die Tages­ordnung gesetzt wurden, zeigt den Druck auf die Staaten des globalen Norden, für die größtenteils von ihnen verur­sachten Schäden der Klimakrise insbesondere auch finanzielle Verantwortung zu übernehmen. Die Frage nach geeigneten Maß­nahmen zur Schaffung von Klima­gerechtigkeit steht dennoch im Raum. Viele Staaten weigerten sich schlicht, dieses Thema konkret zu disku­tieren. Die Stimmen indigener Menschen, von Verteidiger:innen von Land- und Umwelt­rechten und den betroffenen Gemein­schaften im globalen Süden blieben erneut unter­repräsentiert.

Während die Delegierten auf der COP27 über Entschädigungen für Umwelt- und Klimaschäden stritten, solidarisierte sich die Zivilgesellschaft mit den Menschenrechtsverteidiger:innen, deren Anliegen von den Staats- und Regierungschefs weitgehend ignoriert wurden. Bei der prominentesten Demonstration auf der COP wurden die Namen von Tausenden von Menschenrechtsverteidiger:innen genannt, die aufgrund ihres Einsatzes für die Umwelt getötet oder inhaftiert wurden.

Während über 600 Lobbyist:innen für fossile Brennstoffe auf der COP ihre Plattform zur Platzierung von Greenwashing-Maßnahmen nutzten, gab peace brigades international marginalisierten Land- und Umweltschützer:innen eine Plattform, um ihre Anliegen in die Verhandlungen einzubringen.

Am 15. November 2022 brachte peace brigades international Menschenrechtsverteidiger:innen aus Kolumbien, Guatemala, Honduras, Mexiko, Nicaragua und Kenia sowie den Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen, Pedro Arrojo-Agudo, zusammen. Diese tauschten sich bei einem Webinar über ihre Eindrücke vom täglichen Kampf gegen die aus der Klimakrise resultierenden Unrechtsverhältnisse aus.

Honduras

Honduras ist einer der tödlichsten Orte der Welt für Aktivist:innen, jedes Jahr werden Hunderte von Menschenrechtsverteidiger:innen angegriffen. Von dieser Gefahr, den Drohungen und der Kriminalisierung friedlicher Protestaktionen lassen sich die honduranischen Menschenrechtsverteidiger:innen nicht zum Schweigen bringen.

„Wir dürfen nie vergessen, dass das Wasser, die Erde und alle Elemente, die uns ausmachen, nicht ausschließlich der Menschheit gehören. Wir müssen uns immer darüber im Klaren sein, dass wir uns auf einem Planeten befinden, den wir retten müssen. Und wir werden ihn vor einem kapitalistischen Modell der Enteignung retten.“ - Christopher Castillo, Honduras

Kolumbien

Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien sind weit verbreitet. Dazu gehören Massaker, Morde, gewaltsames Verschwindenlassen, Entführungen, Folter und Erpressung. Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht sind an der Tagesordnung, und einige wurden als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft. 

„Ich bin die Tochter eines ermordeten Fischers, geboren und aufgewachsen an den Ufern des Magdalena-Flusses, der Hauptschlagader Kolumbiens. Ich kämpfe für den Schutz der Wasserquellen, wehalb schon drei Anschläge auf mich verübt wurden.“ […]„Wir verteidigen unser Territorium, wir machen die Verschmutzung durch die Industrie sichtbar, und wir stellen uns bewaffneten Gruppen entgegen, die Verbindungen zu Unternehmen haben. Weil wir zum Schweigen gebracht werden sollten, wurden wir Opfer von systematischen Angriffen.“ […]„Diejenigen von uns, die aus Gebieten kommen, in denen die Umwelt verteidigt wird, sind auf der COP27 nicht sichtbar. Kolumbien ist eines der Länder, in denen Umweltschützer:innen getötet werden. Wenn wir unsere Stimme erheben, werden wir getötet, bedroht oder aus dem Gebiet vertrieben.“ - Yuli Velasquez, Kolombien

„Wenn man Malaria bekämpfen will, lädt man die Moskitos nicht ein.“

Es ist bittere Ironie, dass die diesjährige COP von einem Land mit einer so schlechten Menschenrechtsbilanz ausgerichtet wurde. Die Augen der Welt waren auf die Staats- und Regierungschefs gerichtet, die Gelegenheit dazu hatten, sich gegen die Verfolgung von Aktivist:innen und Menschenrechtsverteidiger:innen auszusprechen. Solange Regierungen sich weigern, die Rechte von Umweltaktivist:innen und Landverteidiger:innen zu schützen, können keine bedeutenden Fortschritte in Richtung Klima- und Umweltgerechtigkeit erzielt werden. 

Ein Delegierter sagte: „Wenn man Malaria bekämpfen will, lädt man die Moskitos nicht ein.“ Menschenrechtsverteidiger:innen fungieren, um die Analogie zu erweitern, als Moskitonetze: Sie schützen ihre Gemeinden vor weiteren Schäden. Ihre Stimmen sollten gehört werden. Denn ohne Menschenrechte gibt es keine Klimagerechtigkeit. Und es gibt keine Menschenrechte ohne diejenigen, die sie verteidigen.

Die weltweit führenden Politiker:innen machen sich indirekt an der Verfolgung von Menschenrechtsverteidiger:innen mitschuldig. Deshalb wird pbi weiterhin Umwelt- und Landverteidiger:innen begleiten und ihren Stimmen Gehör verschaffen. pbi wird auch weiterhin auf eine Gesetzgebung drängen, die die schlimmsten Menschen- und Umweltrechtsverletzungen durch Unternehmen eindämmt.

>> Kampagne zum Lieferkettengesetz

Text: pbi UK

Wenn Sie über die aktuelle Menschenrechtslage in den pbi-Projektländern informiert werden wollen, abonnieren Sie unseren halbjährlich erscheinenden Rundbrief oder unseren monatlichen E-Newsletter.