22.03.2016 - Auf seinem Besuch in der Schweiz vom 7. bis 11. März erklärte Pedro Tzicá wie wichtig das Wasser und die Natur für die indigene Bevölkerung sind und wie Mega-Wasserkraftwerke eine Bedrohung für deren Leben darstellen.
Der Kampf um Wasser im Quiché
Pedro Tzicá lebt in einem Dorf in der Gemeinde Cunén, im nordwestlichen Departement Quiché, und wehrt sich dort mit dem Rat der Gemeinschaften von Cunén gegen große Wirtschaftsprojekte. Cunén liegt im Einzugsgebiet der Flüsse Chixoy, Cutzalá und Xacbal und zieht daher Firmen an, die Wasserkraftwerkprojekte umzusetzen suchen. Allein auf diesen drei Flüssen sind 18 Wasserkraftwerke geplant, in Bau oder schon in Betrieb. In Guatemala vergibt das Ministerium für Energie und Minen die Lizenzen für neue Wasserkraftwerke. Die lokale Bevölkerung wird jedoch bei der Vergabe dieser Lizenzen nicht miteinbezogen. Dadurch wird das Gebiet um den Fluss und der Fluss selber privatisiert und die Bewohner_innen verlieren ihr Recht auf Wasser. Die Betroffenen sind in aller Regel indigene Kleinbauern-Gemeinschaften, deren Leben und Lebensart vom Wasser und den Flüssen abhängt. Sie benutzen es als Trinkwasser, für den Haushalt, die Viehzucht und die Landwirtschaft.
„Entwicklung“ - ein umstrittenes Konzept
Die Wasserkraftprojekte werden oft als Mittel zur „Entwicklung“ der indigenen Bevölkerung dargestellt. Die Firmen und der Staat behaupten, dass dadurch die ländlichen Regionen entwickelt werden. „Das ist aber keine Entwicklung, das ist nur weitere Verarmung‟, meint Tzicá dazu. Durch die Wasserkraftwerke werden die Flüsse verändert, ausgetrocknet und umgeleitet und das Wasser, von denen die Gemeinden abhängen, steht ihnen nicht mehr zu Verfügung. „Das ist eine Verletzung des Rechtes auf den Zugang zu Wasser‟, sagt Tzicá. Er erklärt, dass die Flussgebiete in Guatemala Teil des öffentlichen Gutes sind. Die indigenen Gemeinschaften können deshalb nicht die Forderung stellen, dass sie die rechtmässigen Besitzer dieser Gebiete sind. Weil sie sich gegen den Bau der Wasserkraftwerke und anderer Megaprojekte wehren, werden die Aktivist_innen und die indigenen Gemeinschaften in den Medien und im öffentlichen Diskurs kriminalisiert und beschuldigt, gegen den Fortschritt zu sein. „Wir sind aber nicht Gegner des Fortschritts. Wir sind nur ein Volk, das seine eigene Entwicklung möchte. Die Projekte helfen letztendlich nicht der indigenen Bevölkerung, sondern begünstigen in erster Linie die Wirtschaft“, sagt Tzicá.
„Die Natur ist wie eine Mutter‟
Für Tzicá und die indigenen Gemeinschaften in Cunén, die er in seiner Speaking Tour durch Europa vertritt, respektieren die Firmen und der Staat mit solchen Megaprojekten weder die Natur noch die Flüsse. „Der Fluss läuft wie er läuft. Man muss ihm Respekt erweisen. Nur weil man Geld hat, kann man nicht alles mit dem Fluss machen, das ist ihm gegenüber respektlos. Der Fluss ist von Natur aus an diesem Platz; wer hat das Recht ihn zu verändern?“, fragt Tzicá im Interview mit pbi. Man sollte die Natur und die Flüsse als Teil der Natur respektieren, denn „die Natur ist wie eine Mutter“, erklärt Tzicá; „wir müssen ihr Respekt erweisen. Am Tag an dem unsere Mutter erkrankt, haben wir alles verloren.“
Tzicá schlägt alternative Wege zum Gebrauch der Flüsse vor. Wie schon an anderen Orten, möchten er und sein Dorf selber für die Gewinnung von Wasserenergie verantwortlich sein. Der Plan ist es, eigene kleine Wasserturbinen zu bauen, die die Dörfer mit Energie versorgen. „Wir wollen einen Fortschritt für unsere Gemeinschaften; Projekte, die von den Gemeinschaften für die Gemeinschaften geschaffen werden.“
Text: pbi Schweiz
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