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15.12.2020 – Honduras erlitt im letzten Monat schwere Überschwemmungen. Expert_innen bringen diese mit der extensiven Abholzung in Verbindung. Oft müssen Wälder großen Bergbauprojekten oder Monokulturen weichen.

Experten bringen Überschwemmungen mit der extensiven Abholzung in Verbindung“Der Boden ist nass und es regnet weiter. Die Erde kann kein Wasser mehr aufnehmen.» Dies steht in einem Tweet der Anführerin der Organisation „Organización Fraternal Negra Hondureña (OFRANEH)“ Ende November. Und sie hatte recht. Am nächsten Tag wurde die nordhonduranische Stadt La Lima zum vierten Mal innerhalb von zwei Wochen überschwemmt.

Zu Beginn des Monats rissen die ersten Regenfälle die Schutzdämme der Stadt nieder. Bei den Unwettern, die folgten, insbesondere der Hurrikane Eta und Iota, hatten Wasser, Schlamm und Steine freien Weg in die Stadt. Solche Situationen zeigen sich im ganzen Tal «Valle de Sula».

Über eine Million Hektare Wald abgeholzt

Immer mehr Experten bringen die regelmäßigen Überschwemmungen mit der Abholzung in Verbindung. Laut dem Institut für landwirtschaftliche Entwicklung und biologische Erhaltung «Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza» wurden in Honduras in den letzten 60 Jahren um die 1,2 Millionen Hektare Wald abgeholzt. Alleine in den letzten 20 Jahren soll sich die Zahl auf zwischen 23‘000 und 58‘000 Hektare jährlich belaufen haben.

Der Spezialist für Naturkatastrophe-Management Juan Mejía erklärt, dass über ¾ der Fläche von Honduras von Bergen bedeckt ist. Diese büßen durch die Abholzung ihre Fähigkeit ein, Wasser aufzunehmen. Es entstehen vermehrt Erdrutsche, die Erosion verstärkt sich und das abgetragene Material wird von den Flüssen mitgerissen.

«Wenn die Berge in Zentral- und Osthonduras gebührend aufgeforstet werden, werden die Böden widerstandsfähiger und ihre Fähigkeit, Wasser aufzunehmen und langsam wieder abzugeben, wird erhöht.» — Juan Mejía

Ohne die Wasseraufnahmefähigkeit der Wälder ist Honduras Unwettern ausgeliefert und auch dem Klimawandel gegenüber sehr verletzlich. Im Klima-Risiko-Index von Germanwatch ist Honduras als eines der am meisten vom Klimawandel bedrohten Länder weltweit eingestuft.

Projekte gegen Menschen und Umwelt

Oft müssen Wälder großen Bergbauprojekten oder Monokulturen, namentlich mit Reis oder Zuckerrohr, weichen. Diese bringen nicht nur die genannten und weitere Umweltprobleme mit sich, sondern gehen, gemäß dem Movimiento Amplio por la Dignidad y la Justicia, «mit einem Wirtschaftsmodell einher, dass ausplündert und jene umbringt, die sich ihm widersetzen». Laut einem Bericht von Global Witness lag Honduras letztes Jahr auf Rang eins der gefährlichsten Länder der Welt für Land- und Umweltverteidiger_innen bezüglich Mordanschläge per Capita. Laut Zahlen der Vía Campesina werden heute außerdem rund 7.000 Personen kriminalisiert.

Verschiedene Organisationen wie die Bauernorganisation CNTC und die Vía Campesina haben Anfang dieses Jahr einen Gesetzesvorschlag zur Aufforstung erstellt (Ley de Emergencia para la Reactivación del Sector Agrícola, Pecuario y Forestal para el Combate de la Pobreza). Der Vorschlag beinhaltet unter anderem einen umfassenden Aufforstungsplan mit Fokus auf Schutzgebiete und Flussbecken. So soll erreicht werden, dass die Böden wieder mehr Wasser aufnehmen können.

Text: pbi Schweiz

Mehr Informationen
>> La deforestación detrás del impacto de los huracanes, 27.11.2020, Artikel in voller Länge, pbi Honduras
>> Notlage in Zentralamerika: Folgen der Hurrikans ‚Eta‘ und ‚Iota‘ belasten die Zivilbevölkerung, 19.11.2020