05.03.2024 – Menschenrechtsverteidiger:innen spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Missstände sichtbar zu machen und einen positiven politischen und sozialen Wandel anzustoßen. Trotz der immensen Herausforderungen erzielen sie überall auf der Welt immer wieder wichtige Erfolge - für sich selbst und ihre Gemeinschaften. Wir werfen einen kurzen Blick auf sechs Erfolgsmeldungen aus dem bisherigen Jahr.
Mexiko – CONTEC gewinnt bahnbrechenden Prozess um indigene Landrechte
Nach jahrzehntelangem Kampf erkannte ein Bundesgericht in Mexiko im Februar 2024 die angestammten Rechte der indigenen Waldgemeinschaft der Rarámuri in Bosques de San Elías Repechike an. Mit dieser Entscheidung wurden die ohne die freie, vorherige und informierte Zustimmung der Gemeinschaft erteilten forstwirtschaftlichen Genehmigungen annulliert. Die indigene Waldgemeinschaft der Rarámuri in Bosques de San Elías Repechike wird von der Community Technical Consultancy (CONTEC) begleitet. Das Mexiko-Team von pbi begleitet die CONTEC seit 2015.
Kolumbien – Indigene Wounaan-Gemeinschaft kehrt nach bewaffneter Vertreibung endlich in ihr Gebiet zurück
Dank der unermüdlichen Arbeit der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (CIJP) konnte die Wounaan-Gemeinschaft von Santa Rosa de Guayacán in ihr Gebiet zurückkehren. Die Gemeinschaft wurde aufgrund des bewaffneten Konflikts in den Jahren 2004, 2010, 2017 und 2021 wiederholt vertrieben. Seit 2010 berät und begleitet die CIJP die indigene Gemeinschaft der Wounaan Nonam. Mit Unterstützung der CIJP kehrte die Gemeinschaft im August 2011 auf ihr Territorium zurück und erklärte es zum humanitären und biodiversen Reservat, wodurch das Betreten durch bewaffnete Akteure untersagt wurde. Es handelt sich um ein kollektives Gebiet, das mit den afro-indigenen Gemeinschaften geteilt wird. Zwischen 2014 und 2015 wurden jedoch erneut Tausende Indigene aus der Region vertrieben, da paramilitärische und Guerillagruppen ständig in dem Gebiet präsent sind. Im Jahr 2014 verursachten Glyphosat-Bepflanzungen von illegalen Kokapflanzen in der Region den Verlust von Ernten, Tieren und Gesundheitsproblemen für die Menschen in der Gemeinde. pbi Kolumbien bietet der CIJP seit 1994 Unterstützung und Schutz.
Honduras – Freispruch für COFADEH im Fall der Kriminalisierung von sozialem Protest
Henry Bonilla, ein honduranischer Student, wurde am 5. Februar 2024 von allen Anschuldigungen freigesprochen, nachdem er aufgrund erfundener Anschuldigungen kriminalisiert und über vier Monate inhaftiert war. pbi führte eine Prozessbeobachtung in Solidarität mit der honduranischen Nichtregierungsorganisation COFADEH durch, die Henry rechtlich vertrat.
Guatemala – Richtungsweisendes Urteil für die Pressefreiheit
Am 31. Januar 2024 wurden drei Angehörige der Nationalen Zivilpolizei (PNC) für schuldig befunden, die Umweltjournalistin Norma Sancir im Jahr 2014 während eines Protestes von Mitgliedern der indigenen Maya Ch’orti‘ Gemeinde illegal festgenommen zu haben. pbi-Freiwillige beobachteten die Verhaftung und begleiteten Norma im Jahr 2014. Seitdem hat pbi Norma in einem mühsamen und langwierigen Verfahren unterstützt. Nach dem Urteil erklärte Sancir: „Das Recht auf freie Meinungsäußerung hat gesiegt, der Gerechtigkeit wurde Genüge getan, und die Arbeit von Journalist:innen aus der Gemeinschaft wurde anerkannt.“
Guatemala – Indigener Journalist Carlos Choc von allen Vorwürfen freigesprochen
Am 31. Januar 2024 wurde die Anklage gegen den Maya-Q’eqchi-Journalisten Carlos Choc endlich fallen gelassen. Dies geschah nach jahrelanger Kriminalisierung, mit der versucht wurde, Carlos zum Schweigen zu bringen. Carlos Choc ist investigativer Journalist und Menschenrechtsverteidiger und berichtet seit Jahren über die Umweltauswirkungen der Nickelmine Fénix der Solway Investment Group auf den Izabal-See. Die lokale Bevölkerung und Fischer kämpfen seit langem um ihre Lebensgrundlage, die durch die Verunreinigung des Sees bedroht wird. pbi Guatemala unterstützt Carlos und seine Anwält:innen von der Kanzlei für Menschenrechte seit 2017. 2023 nahm Carlos an einer Advocacy-Tour von pbi durch mehrere Länder Europas teil.
Guatemala – Die Wahl von Arévalo ist ein Rückschlag für die Korruption und ein Sieg für die Basisdemokratie
Nach dem Wahlsieg von Bernardo Arévalo im August 2023 häuften sich die Versuche, ihn an der Machtübernahme zu hindern, da Staatsanwält:innen, die Berichten zufolge mit der herrschenden politischen und wirtschaftlichen Klasse Guatemalas verbündet sind, versuchten, das Wahlergebnis zu kippen und Arévalo die Immunität vor Strafverfolgung zu entziehen. Der neue Präsident sah sich auch mit Attentatsversuchen konfrontiert. Die unglaubliche Mobilisierung der Indígena- und Campesino-Bewegung in den Wochen vor der Amtseinführung des Präsidenten trug entscheidend dazu bei, dass der demokratische Wille des guatemaltekischen Volkes durchgesetzt werden konnte. Viele dieser Gruppen wurden vom pbi-Team in Guatemala schützend begleitet, und pbi mobilisierte im Vorfeld der Amtsübergabe Regierungen, die Zivilgesellschaft und die Rechtsgemeinschaft weltweit, um Maßnahmen zur Unterstützung der Demokratie und der Menschenrechtsverteidiger:innen zu ergreifen.
Wandel ist ein schrittweiser Prozess, der oft von Herausforderungen und Rückschlägen geprägt ist. Diese Fälle unterstreichen jedoch die entscheidende Bedeutung der langfristigen, lokalen und ganzheitlichen Schutzbegleitung von pbi für Menschenrechte und Gerechtigkeit auf der ganzen Welt. pbi steht in Solidarität mit den Gemeinschaften und Menschenrechtsverteidiger:innen, die wir in ihren dunkelsten Momenten unterstützen, und wir stehen an ihrer Seite bei ihren Erfolgen, um gemeinsam die Kraft der internationalen Solidarität zu feiern.
Unterstützen auch Sie die von uns begleiteten Menschenrechtsverteidiger:innen, indem Sie spenden.
Text: pbi UK
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