06.06.2020 – pbi beobachtet mit Sorge, dass Verteidiger_innen von Umwelt, Land und Territorium in Honduras immer stärker kriminalisiert und gleichzeitig Verbrechen gegen sie rechtlich kaum oder nur unvollständig verfolgt werden. Die Fälle der inhaftierten Aktivisten von Guapinol und des Mordes an Berta Cáceres zeigen diese zwei Seiten des honduranischen Justizsystems deutlich auf.
Der Fall Guapinol
Acht Umweltschützer_innen warten seit Oktober 2019 in Untersuchungshaft auf ihren Prozess. Sie wehren sich insbesondere gegen die Eröffnung einer Mine im Nationalpark Carlos Escaleras. Ihnen wird schwere Brandstiftung und Freiheitsberaubung vorgeworfen, was bei einer Verurteilung eine Haftstrafe von neun bis achtzehn Jahren nach sich ziehen würde.
Sie stellten sich freiwillig und ihre Anwälte legten mehrfach Beweise ihrer Unschuld dar. Anträge auf Freilassung aus der Untersuchungshaft wurden aber zurückgewiesen. Nationale und internationale Organisationen sowie EU-Abgeordnete drückten ihre Sorge bezüglich der verlängerten Untersuchungshaft aus und verlangten, dass die rechtliche Verfolgung von Umweltverteidiger_innen aufhören muss. Bisher ohne Erfolg.
Der Fall Berta Cáceres
Die indigene Umweltaktivistin Berta Cáceres wurde 2016 ermordet. Die zwei Haupttäter, der ehemalige Geschäftsführer Sergio Rodríguez Orellana und der frühere Sicherheitschef Douglas Bustillo des Energiekonzerns DESA, wurden zu jeweils 30 Jahren Haft verurteilt. In Anbetracht der aktuellen Corona-Pandemie und angeblich damit verbundener medizinischer Bedenken könnten sie jedoch womöglich schon bald wieder freigelassen werden.
Die Freilassung wäre aber nur die Spitze des Eisbergs unverhältismäßiger Ungleichbehandlung. Der Gefängnisaufenthalt der beiden verurteilten Mörder gestaltet sich ganz anders als jener der acht Umweltverteidiger_innen, die noch auf ihr Urteil warten. So dürfen die beiden Verurteilten Besuch empfangen und genießen sogar Bewegungs- und Transportfreiheit.
pbi ist während der Corona-Krise weiterhin mit einem Team vor Ort, beobachtet die Menschenrechtslage, steht in regelmäßigem Kontakt mit den begleiteten Organisationen und informiert iner- und außerhalb des Landes über die Situation.
Text: pbi Schweiz
Video: Kriminalisierung und Straflosigkeit – Die zwei Seiten derselben Medaille
Criminalización e impunidad: dos caras, una misma moneda from PBI Honduras on Vimeo.