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27.11.2019 – In Honduras muss die indigene Bevölkerung immer häufiger ihre Anbauflächen verteidigen. Dies liegt vor allem an der steigenden Anzahl an wirtschaftlichen Großprojekten, die die einheimische Bevölkerung von ihrem angestammten Land verdrängen. Viele Indigene und Kleinbäuer_innen verlieren ihr Land, wodurch die ungleiche Landverteilung zwischen der (indigenen) Bevölkerung und Großgrundbesitzer_innen zunimmt. Landrechtsverteidiger_innen, die sich gegen Vertreibung und für eine gerechtere Landverteilung einsetzen, werden immer häufiger Opfer von Menschenrechtsverletzungen.

Die kultivierbaren Flächen sind in Honduras sehr ungleich verteilt. So besitzen nur 1,6% der Bevölkerung 40% des fruchtbaren Bodens. Hinzu kommt, dass ein Drittel der gesamten Landesfläche landwirtschaftlich genutzt werden könnte. In der Praxis sind es jedoch nur 12%. Das liegt daran, dass viele Großgrundbesitzer_innen, die überwiegend männlich sind, riesige Flächen brach liegen lassen. Gleichzeitig haben die meisten Kleinbäuer_innen zu wenig Land, um allein die Existenzgrundlage ihrer Familien zu sichern. Honduras ist reich an Bodenschätzen, die für in- sowie ausländische Unternehmen attraktiv sind. Auch das führt zu einer verstärkten Ungleichverteilung. Denn wird eine neue Rohstoffquelle erschlossen, werden Indigene und Kleinbäuer_innen häufig durch Zwangsräumungen von ihrem Land vertrieben und verlieren so ihre Lebensgrundlage. Das führt letztlich dazu, dass Honduras das Land mit der drittgrößten wirtschaftlichen Ungleichheit in Lateinamerika ist.

In ganz Honduras setzen sich deswegen Landrechtsverteidiger_innen für die Kleinbäuer_innen und Indigenen ein. Doch aufgrund ihrer Arbeit sind sie sehr gefährdet – insbesondere Landrechtsverteidigerinnen sind besonders bedroht. Allein in den letzten zwei Jahren wurden mindestens sechs von ihnen getötet. Hinzu kommen zahlreiche Angriffe. Zwischen 2016 und 2017 wurden beispielsweise mehr als 400 Angriffe gegen Verteidiger_innen, ihre Familien und dazugehörige Organisationen gezählt. Um das zu verhindern und diese so wichtige Arbeit zu unterstützen, begleitet pbi vor allem in Honduras, Guatemala, Kolumbien und Mexiko Landrechtsverteidiger_innen und ihre Organisationen.

pbi Honduras hat einen Bericht verfasst, der versucht, die spezifischen Gewalttaten und Risiken, denen Umwelt- und Landrechtsverteidigerinnen ausgesetzt sind, sichtbar zu machen und die Notwendigkeit eines staatlich gewährleisteten Schutzes der Aktivistinnen hervorzuheben. Dieser Bericht dient als Beitrag für die im nächsten Jahr stattfindende „Universelle regelmäßige Überprüfung“ (Universal Periodic Review, UPR). Die UPR ist ein Mechanismus des UN-Menschenrechtsrates, bei dem jedes Land alle vier Jahre auf die Einhaltung der Menschenrechte überprüft wird. Oberstes Ziel dieses Prozesses ist es, die Menschenrechtssituation weltweit zu verbessern und die Menschenrechte zu gewährleisten.

Um die Rechte – darunter vor allem die Landrechte – der kleinbäuerlichen Bevölkerung zu schützen, verabschiedete die UN-Generalversammlung 2018 die Erklärung der Rechte von Bäuer_innen und anderen Landarbeiter_innen. Die Resolution betont die zentrale Rolle der Kleinbäuer_innen bei der Welternährung und legitimiert die Arbeit der Kleinbäuer_innenbewegung zur Verteidigung des kollektiven Eigentums gegen Angriffe und Kriminalisierung. Laut dem Koordinator des Vorstandes der „National Trade Union for Rural Workers“ Franklin Almendares, trage die Resolution zur Sensibilisierung verschiedener Teile der Gesellschaft bei. Er erklärt aber, dass es im Falle von Honduras kein Konzept und keine Unterstützung durch Institutionen für Kleinbäuer_innen gebe. „Das bedeutet, dass wir nur unsere eigenen Werkzeuge haben, die uns helfen, in unserem Land zu bleiben und Saatgut zu säen und Pflanzen anzubauen“. Deshalb ist laut Almendares eine der zentralen Herausforderungen der honduranischen Regierung, die Schaffung eines Bodenfonds und die Verabschiedung des Gesetzes über eine umfassende Agrarreform, die die Gleichstellung der Geschlechter und ländliche Entwicklung fördert. Das Gesetz liegt jedoch seit langem auf Eis.

Text: Lea Scholz

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>> Artikel (Englisch): „We see ourselves as cultivators of hope“