Kolumbien ist das Land mit der zweitgrößten biologischen Vielfalt der Welt, mit einem enormen Reichtum an Flora und Fauna und einer großen Vielfalt an Süßwasserfischen. Die Region Magdalena Medio beherbergt empfindliche Sumpfökosysteme (ciénagas). Lokale Gemeinschaften, die versuchen, diese Ökosysteme vor Verschmutzung zu schützen, werden Opfer von Angriffen, Zwangsumsiedlungen und sogar Morden.
Die Föderation der Fischer von Santander für Tourismus und Umwelt (FEDEPESAN) ist eine der Basisorganisation, die sich für den Schutz des örtlichen Sumpfökosystems einsetzt. Der Sumpf von San Silvestre versorgt ganz Barrancabermeja (ca. 300.000 Menschen) mit Trinkwasser. Durch zwei Mülldeponien und aufgrund der Belastung mit Restkohlenwasserstoffen und Schwermetallen infolge der Erdölförderung in der Gegend, ist das Ökosystem des Flusses gefährdet. Die ständige Verschmutzung tötet die Fischpopulationen und beeinträchtigt die Gesundheit des Flusses und der Menschen in den Fischergemeinden.
FEDEPESAN hat die korrupten Beziehungen der nationalen Erdölgesellschaft ECOPETROL und der regionalen Umweltbehörde mit Subunternehmern im Zusammenhang mit der Umweltsanierung des Sumpfes von San Silvestre aufgedeckt. Die Verschmutzung durch die Unternehmen in diesem Gebiet führt nach wie vor zu Fischsterben und Gesundheitsbeeinträchtigungen der ansässigen Bevölkerung.
Im Januar 2021 wurde ein Mordversuch auf die Präsidentin der Organisation, Yuli Andrea Velázquez, verübt. Es wurden Kugeln auf ihr Haus in Llanito de Barrancabermeja abgefeuert, als sie mit ihrer Familie zu Hause war. Im Oktober 2020 überlebte der stellvertretende Vorsitzende der Organisation, Luis Alberto González López, ebenfalls einen Mordversuch und fand vor seinem Haus eine Schachtel mit einer Kröte (die im Kolumbianischen für einen „Verräter“ steht), deren Kehle durchgeschnitten war sowie einer Drohbotschaft.
Begleitung durch pbi
pbi begleitet seit 1995 die Organisation CREDHOS, eine Partnerorganisation von FEDEPESAN. CREDHOS kämpft seit 2018 für die Renaturierung des Sumpfes von Pajaral, nachdem die Wassermenge 2017 stark abgenommen hatte und so das ökologische Gleichgewicht und 300 Familien in ihrer Existenz bedroht waren.
Grund für den absinkenden Wasserspiegel waren Abholzungen mit schweren Maschinen, welche die natürliche Barriere zwischen Sumpfgebiet und Fluss zerstört hatten. Für diese extremen Umweltschäden sind größtenteils wachsende Monokulturen und Viehzucht, sowie insbesondere die Industrie verantwortlich, die systematisch Schäden in dieser Gegend verursacht — einer der Hauptverursacher ist die Erdölgesellschaft ECOPETROL.
Heute ist der Sumpf um 70% geschrumpft, obwohl er Teil eines gesetzlich geschützten Wasserreservats ist. Maßnahmen zur Beseitigung der Umweltschäden wurden nicht oder nur sehr schleppend umgesetzt.
In Kolumbien begleitet pbi die Organisation, unter anderem durch physische Präsenz bei öffentlichen Veranstaltungen. Durch politische Advocacyarbeit, d.h. durch Treffen mit kolumbianischen und internationalen Behörden und durch die Stärkung von Unterstützungsnetzwerken sowie die Verbreitung von Informationen trägt pbi zur Sichtbarkeit der Probleme bei.