
Herzlich Willkommen beim Menschenrechts-ABC! Wir freuen uns über Ihr Interesse und möchten die Gelegenheit nutzen, uns und unsere Arbeit näher vorzustellen.
Bei pbi arbeiten wir mit vielen komplexen Begriffen, die nicht immer einfach zu verstehen sind. Mit dem Menschenrechts-ABC wollen wir einige der wichtigsten Begrifflichkeiten erklären: Von Advocacy, über Schutzbegleitung bis hin zur Zivilgesellschaft - pbi ist geprägt durch die internationale Menschenrechtsarbeit.


Von A wie Advocacy bis Z wie Zivilgesellschaft
Advocacy:
„Anwaltschaft“ für marginalisierte Personen, um ihre Einflussnahme auf politische Prozesse zu steigern. pbi trägt zum Austausch zwischen MRV* und allen Konfliktparteien, Botschaften, nationalen/internationalen Organisationen, Medien und Regierungen bei. Um in Fällen von extremer Gefährdung der MRV Druck auf die Regierungen auszuüben und diese zum Handeln aufzufordern, aktiviert pbi politische, juristische und diplomatische Netzwerke.
Bildungsprojekt:
Unter dem Motto „Menschenrechte lernen & leben“ bietet pbi Deutschland vielfältige Bildungsangebote rund um die Themen Menschenrechte, globale Verantwortung, zivilgesellschaftliches Engagement und Klimagerechtigkeit an. Ziel ist, eine Kultur der sozialen Gerechtigkeit zu stärken: Menschenrechte sollen verstanden, respektiert und verteidigt werden – globale Zusammenhänge und ihre Auswirkungen auf das Klima werden hergestellt.
Capacity Development:
Workshops, Seminare und Coachings fördern den Kapazitätsaufbau von Organisationen. pbi-Expert:innen teilen ihre Erfahrungen aus dem Bereich Schutz und Unterstützung von MRV mit Menschenrechts- und Friedensaktivist:innen. Die Angebote umfassen Themen wie Sicherheitsmanagement, politische Analyse, Menschenrechte, Schutzmechanismen und -strategien, sowie Advocacy und zivile Konfliktbearbeitung.
Diskriminierung:
Gezielte Benachteiligung und Herabwürdigung von Gruppen oder Individuen. pbi begleitet Menschen in ihrem Kampf gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung wie in Honduras, wo LGBTIQA+ -Aktivist:innen für ihre Gemeinschaft einstehen; in Guatemala, wo die indigene Bevölkerung systematisch vom Staat entrechtet und diskriminiert wird; oder in Kenia, wo Frauenrechtsverteidiger:innen gegen
sexualisierte Gewalt ankämpfen.
Exil:
Menschen, die ihr Heimatland aufgrund von politischer Verfolgung, Vertreibung und Gefährdung des eigenen Lebens unfreiwillig verlassen, befinden sich im Exil. pbi unterstützt Exil-Nicaraguaner:innen in Costa Rica, deren Sicherheit seit der 2018 eskalierten Gewalt stark gefährdet ist. Trotz aller Widrigkeiten machen sie auf Missstände aufmerksam und sehen sich als die kritischen Stimmen derer, die noch vor Ort sind, aber nicht demonstrieren können.
Feminismo Communitario:
Feminismus, ausgehend von indigenen Frauen in Abya Yala (so nennen sie Lateinamerika), die Patriarchat und Kolonialismus von Grund auf infrage stellen. Kern ist die Heilung und Stärkung von Frauen und LGBTIQA+ -Personen sowie die Aufarbeitung von Verletzungen und Traumata, die sie durch jahrhundertlange Gewalt und Unterdrückung erlitten haben. Der Mut und die Widerstandskraft ihrer Vorfahrinnen steckt in ihnen.
Gewaltfreiheit:
Ein Grundprinzip der Arbeit von pbi, das einen stabilen Frieden und dauerhafte Lösungen von Konflikten auf gewaltfreiem Weg fördert. Dabei stehen Dialog und gegenseitige Verständigung im Fokus. Die pbi-Freiwilligenteams sind unbewaffnet und begleiten ausschließlich Akteur:innen, die sich gewaltfrei für die Konfliktlösung einsetzen. Von pbi begleitete MRV organisieren sich, trotz der Gewalt, die ihnen und ihren Familien widerfährt, friedlich.
Handlungsspielraum:
Autokratische Regierungen schränken MRV immer mehr ein. „Shrinking Spaces“, also schrumpfende Handlungsspielräume, stellen eine große Gefährdung dar, denn die Zivilgesellschaft wird oft als Gegner betrachtet und zum Opfer von Repressionen. Durch Advocacy, Schutzbegleitung und regelmäßige Besuchsreisen ermöglicht pbi den MRV ihre Arbeit in einem sicheren und internationalenUmfeld durchzuführen.
Indigene:
Die Nachfahren der Menschen, die ein Gebiet bereits bewohnten, bevor sie kolonisiert oder ihre Heimat Teil eines Staates wurde. Indigene Menschen weltweit vereint der seit Jahrhunderten bestehende Widerstand gegen koloniale und neoliberale Unterdrückung und Ausbeutung. pbi begleitet gefährdete indigene Gemeinschaften wie die Maya, Lenca oder Papua, die sich alle friedlich für ihre Umwelt und ihr Recht auf Konsultation und Teilhabe einsetzen.
Journalist:innen:
Medienschaffende weltweit sind einer immer stärkeren Gefahr ausgesetzt. Laut Reporter ohne Grenzen ist die Lage der Pressefreiheit momentan so problematisch wie seit langem nicht mehr. Die Unterdrückung unerwünschter Berichterstattung nimmt weltweit zu. pbi begleitet in einigen Projektländern Journalist:innen, die aufgrund ihrer Arbeit zunehmend angegriffen, kriminalisiert, verhaftet und ermordet werden.
Kriminalisierung:
Die politisch motivierte Strafverfolgung von Menschen, mit dem Ziel, sie einzuschüchtern und vom Handeln abzuhalten. Durch den gezielten und systematischen Einsatz des Gesetzes gegen sie, erlangen Repressalien einen Anschein von Legitimität und werden vor der Gesellschaft als recht- mäßig dargestellt. Insbesondere die Schutzbegleitung kriminalisierter MRV ist einer der Arbeitsschwerpunkte von pbi in den Projektländern.
Landraub:
Die unrechtmäßige Aneignung von Landflächen durch private oder öffentliche Unternehmen und deren Nutzung zur Realisierung großer Wirtschaftsprojekte. Eindeutige Umweltzerstörungen werden von einflussreichen, profitorientierten Akteur:innen gebilligt und verleugnet. Viele Menschen weltweit werden gewaltsam aus ihrer Umgebung vertrieben. Infolge der Landenteignung verlieren sie jegliche Rechtsgrundlage sich den Projekten zu widersetzen.
MRV:
Menschenrechtsverteidiger:innen sind Menschen, die sich gewaltfrei für die Anerkennung, Förderung sowie den Schutz von Menschen- und Umweltrechten einsetzen. Aufgrund ihrer Arbeit werden viele von ihnen bedroht, angegriffen, kriminalisiert, verschleppt oder sogar ermordet. MRV sind wichtige Akteur:innen des Widerstands. Dank ihres mutigen Einsatzes können Zivilgesellschaften langfristig gestärkt und der Frieden gefördert werden.
Nichtparteinahme & Nichteinmischung:
Diese zwei Grundprinzipien besagen, dass sich pbi in jeglichen Situationen enthält und sich nicht in die Angelegenheiten und Entscheidungsprozesse der begleiteten Organisationen einmischt. In Konfliktsituationen agiert pbi als “dritte” Partei und nimmt dabei eine Vermittlungsrolle ein, ohne selbst Stellung zu beziehen oder Einfluss auf Entschei-
dungen zu nehmen. pbi ergreift jedoch immer Partei für die Menschenrechte.
Organisationen:
pbi begleitet über 50 Menschenrechtsorganisationen und mehr als 800 Gemeinschaften in acht Ländern. Ihre Arbeitsschwerpunkte und Ziele sind dabei länder- und kontextspezifisch und beinhalten die Themen Wirtschaft und Menschenrechte, Frauenrechte, Landrechte- und konflikte, Straflosigkeit, Kriminalisierung von MRV und die Rechte von diskriminierten Gruppen, wie indigene Gemeinschaften, LGBTIQA+ Personen und Geflüchtete.
PBI:
Friedens- und Menschenrechtsorganisation. Seit über 40 Jahren begleitet pbi Menschen und Organisationen, die aufgrund ihres Engagements bedroht sind. Internationale Teams aus Freiwilligen und Fachkräften, sind derzeit in acht Projektländern im Einsatz und unterstützt die Arbeit von MRV in Kolumbien, Honduras, Guatemala, Mexiko, Kenia, Indonesien und Nepal sowie Exil-Nicaraguaner:innen in Costa Rica.
Queere Aktivistin:innen:
Mitglieder von LGBTIQA+-Gemeinschaften sind weltweit Anfeindungen ausgesetzt. Sie werden von der Gesellschaft und Regierungen diskriminiert und verfolgt. Auch in vielen der pbi-Projektländer sind ihre Rechte eingeschränkt. Deshalb begleitet pbi Organisationen wie Arcoíris (dt. „Regenbogen“), die sich für ihre Rechte in Honduras einsetzen und zu Themen wie sexuelle Vielfalt, Gewaltprävention und Diversität informieren.
Rohstoffe:
Der Abbau und die Nutzung von nicht nachwachsenden Rohstoffen nimmt weltweit zu und führt zu massiven Umweltzerstörungen, Menschenrechtsverletzungen und der Vernichtung von Lebensgrundlagen in den Exportländern. Transnationale Unternehmen entziehen sich oft ihrer Verantwortung für Arbeitsstandards und Umweltschutz. MRV fordern seit langem die Einhaltung der Menschenrechte entlang der Lieferketten.
Schutzbegleitung:
Auf ausdrückliche Anfrage bedrohter MRV organisiert pbi eine schützende Präsenz in Kolumbien, Mexiko, Guatemala und Honduras. Internationale Freiwilligenteams begleiten sie bei ihrer Arbeit, auf Reisen sowie in ihren Wohnorten und sind präsent in Gerichtsverhandlungen und Demonstrationen. Die Anwesenheit von pbi schafft sichere Handlungsräume für MRV und schützt sie vor potentiellen Aggressor:innen und Angriffen.
Transnationale Unternehmen:
Agieren über Ländergrenzen hinweg, beziehen Rohstoffe aus den Exportländern und profitieren am stärksten entlang der Lieferketten. Die Auswirkungen der Megaprojekte solcher Großkonzerne auf die Umwelt sind meist fatal. In Guatemala z.B. begleitet pbi MRV, die sich für die Schließung eines Bergwerks einsetzen, das die Umwelt und den angrenzenden See durch die jahrelange Förderung von Nickel stark kontaminiert hat.
Umweltschützer:innen:
Menschen, die sich für den Erhalt und Schutz ihrer natürlichen Umwelt einsetzen. Viele der von pbi begleiteten MRV leisten seit langem Widerstand gegen Megaprojekte transnationaler Unternehmen, da diese vielerorts extreme Umweltschäden verursachen. Doch der Ruf nach Klimagerechtigkeit wird weltweit immer lauter. Besonders MRV aus dem Globalen Süden fordern, dass ihre Perspektiven gehört werden.
Verschwindenlassen:
Eine Person, die Opfer vom gewaltsamen Verschwindenlassen ist, wird verschleppt, an einem geheimen Ort gefangen gehalten, gefoltert und oft sogar getötet. Die Leiche wird vergraben; die Angehörigen suchen meist jahrzehntelang vergeblich und geraten dabei selbst ins Visier der Behörden. Dies dient der politischen Unterdrückung und verhindert, dass staatliche Repression und Menschenrechtsverbrechen strafrechtlich verfolgt werden.
Widerstand:
MRV im Widerstand verurteilen die Gewalt, die von staatlichen und privatwirtschaftlichen Aggressor:innen ausgehen. Gewaltloser Widerstand wird seit langem gegen koloniale und neoliberale Unterdrückung, Diskriminierung und Ausbeutung eingesetzt. In den pbi Projektländern zeigt er sich insbesondere durch Versammlungen, Demonstrationen, Sitzstreiks, Proteste
und Beschwerden über Menschenrechtsverletzungen.
X Extraktivismus:
Wirtschaftsmodell, das den Abbau, die Nutzung und den Export natürlicher Ressourcen und Rohstoffe umfasst. Klassische Sektoren sind Erdölförderung, Bergbau, Landwirtschaft und Fischerei – meist in Ländern des Globalen Südens, zugunsten des Wohlstandes im Globalen Norden. Mittlerweile werden Staatseinnahmen durch Rohstoffexporte auch in Infrastruktur- oder Prestigeprojekte in den Exportländern investiert.
YOU – hier kommst DU ins Spiel!
pbi lebt von engagierten Menschen, die sich für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen. Die Einsatzmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Menschen bei pbi. Ob als Freiwillige:r im Projekt, als Ehrenamtliche:r bei uns im Büro in Hamburg oder bei einer der bundesweiten Regionalgruppen oder einfach als Spender:in und Multiplikator:in. Sei dabei und werde Teil eines globalen Wandels!
Zivilgesellschaft:
Die Gesamtheit aller Bewohner:innen eines Landes, die sich z.B. in Vereinen, Initiativen und sozialen Bewegungen – unabhängig von partei- politischen Interessen – engagieren und nicht profitorientiert handeln. pbi setzt sich dafür ein, dass zivilgesellschaftliche Forderungen in politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden und der Handlungsspielraum der Menschen und Organisationen weniger eingeschränkt wird.
Spenden per Überweisung unser Spendenkonto
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