Die Lage der Menschenrechte in Kolumbien
Nach vierjährigen Verhandlungen wurde 2016 ein Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerillabewegung FARC unterzeichnet. Dieser historische Schritt weckte Hoffnungen auf einen dauerhaften Frieden im Land. Anfang 2017 wurden zudem Verhandlungen mit der zweitgrößten Guerillabewegung ELN begonnen. Nach einem zwischenzeitlichen Waffenstillstand, kamen die Gespräche jedoch ins Stocken. 2018 gewann Iván Duque als Kandidat der ultrarechten Partei „Centro Democrático“ die Präsidentschaftswahlen. Nach einem Anschlag der ELN auf eine Polizeischule im Januar 2019 hat die neue Regierung die Verhandlungen für gescheitert erklärt.
Trotz der Friedensprozesse ist politisch motivierte Gewalt in großen Teilen Kolumbiens weiterhin allgegenwärtig. Betroffen sind vor allem die ländliche Bevölkerung und diskriminierte Gruppen, wie etwa Indigene und Afrokolumbianer:innen. Sie müssen die Vertreibung von ihrem Land durch Bandenkriminalität und transnational agierende Konzerne weiterhin fürchten. Durch diese Problematik ist Kolumbien das Land mit den meisten internen Vertriebenen weltweit.
Menschen, die sich gegen diese Vertreibungen und die herrschende Straflosigkeit wehren, werden häufig selbst Opfer von Bedrohungen, Kriminalisierung und willkürlichen Verhaftungen. Die Verantwortlichen dieser Verbrechen werden dafür allerdings nur selten zur Rechenschaft gezogen.
Erschwerend kommt hinzu, dass der kolumbianische Staat seine Verpflichtung, die Menschenrechte zu wahren und ihnen zur Durchsetzung zu verhelfen, vernachlässigt. Im November 2019 kam es zu einem mehrtägigen Generalstreik, in dem hunderttausende Menschen ihre Unzufriedenheit mit der aktuellen Regierung manifestierten. Zu den Motiven der Proteste zählten die Nichteinhaltung des Friedesabkommens mit der FARC und die hohen Zahlen von Ermordungen sozialer Aktivist:innen und Menschenrechtsverteidiger:innen.
Somit ist Kolumbien, trotz der laufenden Friedensprozesse, von einem gerechten und sozialen Frieden nach wie vor weit entfernt.
pbi in Kolumbien
Im Jahre 1993 erhielt pbi vermehrt Anfragen aus Kolumbien und prüfte daraufhin, ob das pbi-Konzept der Schutzbegleitung im Land durchführbar sei. Trotz der Komplexität des bewaffneten Konflikts und den großen regionalen Unterschieden entschied sich pbi 1994, die Arbeit im Andenstaat aufzunehmen.
Zurzeit ist pbi in zwei der konfliktreichsten Regionen Kolumbiens tätig - in Bogotá und Magdalena Medio - und begleitet Einzelpersonen, Friedensgemeinden und lokale Organisationen. Zudem bietet pbi Workshops zur psychosozialen Gesundheit der Menschenrechtsverteidiger:innen an.
Das Projekt im Überblick
► Team: 21 Freiwillige und 4 ZFD-Fachkräfte
► Standorte: Bogotá und Barrancabermeja (Magdalena Medio)
► Koordination: 16 Mitarbeiter:innen in Bogotá, Washington und Brüssel
► Begleitete Organisationen und Menschenrechtsverteidiger:innen (Auswahl): CCAJAR, ACVC, NOMADESC, FNEB, David Ravelo, CCALCP, CREDHOS
Die von pbi begleiteten Organisationen arbeiten vorwiegend zu den folgenden Themen:
► Landrechte und Rechte von indigenen und afrokolumbianischen Gemeinschaften
► Friedensinitiativen für Menschenrechte und Gewaltfreiheit
► Menschenrechtsverletzungen aufgrund wirtschaftlicher Interessen
>> Dreiminütiger Animationsfilm zur Arbeit von pbi in Kolumbien
>> Projektflyer zum Download: Das Kolumbienprojekt
>> 25 Videos zu 25 Jahren pbi Kolumbien
Weiterführende Informationen
Neben dem Bulletin und dem Jahresbericht des Projekts informiert die Internetseite des Projekts über die Arbeit von pbi, die Arbeit der begleiteten Organisationen und die aktuelle Situation der Menschenrechte im Land.
>> Website des Projekts (in Englisch und Spanisch)
>> Jahresbericht 2022 des Kolumbienprojekts (Spanisch)
>> Publikationen (Englisch)
>> Onlinefilme
>> Die begleiteten Organisationen und Menschenrechtsverteidiger:innen in Kolumbien (Englisch)
>> „Friedensvereinbarung mit der FARC-Guerilla: Historischer Fortschritt – große Herausforderungen bleiben“
>> Documental: „Nos están matando“, el grito de los líderes sociales en Colombia