16.05.2025 – Im April 2025 veröffentlichte die Menschenrechtsorganisation Front Line Defenders ihren Jahresbericht Global Analysis 2024/25. Die Bilanz ist erschütternd: Mindestens 324 Menschenrechtsverteidiger:innen (MRV) aus 32 Ländern wurden im Jahr 2024 aufgrund ihres Engagements getötet. Weitere 77 Todesfälle werden derzeit noch überprüft. Viele der Morde ereigneten sich in Ländern, in denen Peace Brigades International (PBI) aktiv Schutzbegleitung leistet.
Lateinamerika stark betroffen
Kolumbien verzeichnete mit 157 ermordeten MRV erneut die meisten Tötungen weltweit, gefolgt von Mexiko (32), Guatemala (29) und Honduras (5). Auch in Nicaragua (4), Indonesien (3) und in weiteren PBI-Einsatzländern kam es zu tödlicher Gewalt.
Wer sind die Betroffenen?
Laut Front Line Defenders gehörten über 20 % der Getöteten zur Gruppe der Landrechtsverteidiger:innen, knapp 18 % setzten sich für die Rechte indigener Gemeinschaften ein.
Besonders gefährdet sind jene, die sich Großprojekten wie Bergbau, Monokulturen oder Infrastrukturvorhaben widersetzen. Die Tötungen erfolgen meist im Zusammenspiel von staatlichen und nichtstaatlichen Akteur:innen, organisiertem Verbrechen und wirtschaftlichen Interessen.
Beispiele aus Ländern, in denen PBI aktiv ist
Honduras: Der Umweltaktivist Juan López, Koordinator des Komitees zum Schutz öffentlicher Güter in Tocoa, wurde im September 2024 erschossen – trotz Schutzmaßnahmen der Interamerikanischen Menschenrechtskommission, die nicht umgesetzt wurden.
Guatemala: In Guatemala wurden 2024 so viele MRV getötet wie nie zuvor seit Beginn der Dokumentation durch die Partnerorganisation UDEFEGUA – 21 von ihnen kämpften für Land, Umwelt und indigene Rechte. In den Verapaces Regionen wurden über 1.000 Haftbefehle gegen Indigene Gemeinschaften wegen der friedlichen Verteidigung von Landrechten erlassen. Die Betroffenen leben faktisch unter Belagerung, da sie aus Angst vor Verhaftung ihre Gebiete nicht verlassen können – mit drastischen Folgen wie Armut, Ausgrenzung und insbesondere der Stigmatisierung von Frauen.
Wirtschaftliche Interessen und systematische
Straflosigkeit
Der Bericht dokumentiert 59 gezielte Tötungen von MRV im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Interessen von Unternehmen. Die Täter:innen – ob staatlich oder privat – werden selten zur Rechenschaft gezogen. Diese Straflosigkeit gefährdet nicht nur Einzelpersonen, sondern schwächt zivilgesellschaftliche Handlungsspielräume.
Schutz durch internationale Präsenz
PBI steht seit Jahrzehnten an der Seite von bedrohten Aktivist:innen. Durch internationale Präsenz, politische Lobbyarbeit und Schutzbegleitung setzt sich PBI dafür ein, dass MRV sicher sind – insbesondere in Regionen, in denen wirtschaftliche Interessen oft über Menschenrechte gestellt werden.
PBI wirbt in Deutschland für verbindliche
Rahmenbedingungen
Auch in Deutschland setzt sich PBI für klare gesetzliche Vorgaben entlang globaler Lieferketten ein. Ziel der Bundesregierung sollte sein, menschenrechtliche Sorgfaltspflichten zu stärken – unter anderem durch die Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie ein wirksames europäisches Lieferkettengesetz.
Mehr Informationen:
>> Front Line Defenders – Global Analysis 2024/25 (PDF)
>> Menschenrechtsverteidiger:innen-Memorial
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