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Nepal am Scheideweg: Die Generation Z formt die Zukunft

20.11.2025 – Die Straßen von Kathmandu erzählten in den vergangenen Wochen eine Geschichte, die Worte kaum fassen können. Auslöser war die wachsende Empörung über Korruption und den offen zur Schau gestellten Reichtum von Regierungsbeamt:innen, Politiker:innen und deren Familien. Als die Regierung dann plötzlich soziale Medien verbot, entluden sich Frust und Wut – und formten eine der größten jugendgeführten Protestbewegungen seiner jüngeren Geschichte. Was als studentischer Protest begann, wurde zu einer landesweiten Bewegung – angeführt von der Generation Z. 

Eine digitale Generation erhebt sich 

Trotz des Social-Media-Verbots vernetzten sich junge Menschen aus ganz Nepal digital und versammelten sich in Kathmandu. Am 8. September forderten Tausende vor dem Parlamentsgebäude ein Ende der Korruption, den Schutz der Meinungsfreiheit sowie Transparenz und echte demokratische Reformen. 

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Nepal

Von friedlichem Protest zur nationalen Krise 

Nach zunächst friedlichen Demonstrationen eskalierte die Situation: Sicherheitskräfte erschossen 19 junge Menschen. Daraufhin beteiligten sich landesweit noch mehr Menschen – und nicht mehr nur Jugendliche – an den Protesten. In den folgenden Stunden kam es zu Bränden an Regierungsgebäuden, schweren Sachschäden und der Flucht von über 13.000 Häftlingen. Unter massivem Druck trat Premierminister K.P. Sharma Oli am 9. Oktober zurück. 

Armee-Einsatz und historische Übergangsregierung 

Erst der Einsatz der Armee und die verhängte Ausgangssperre führten zu einer Stabilisierung. Die Generation Z distanzierte sich klar von Vandalismus und unterstützte Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ordnung. Kurz darauf folgte ein historischer Schritt: Sushila Karki, ehemalige Oberste Richterin, wurde als erste Premierministerin Nepals an die Spitze einer Übergangsregierung berufen – unterstützt durch starken Rückhalt junger Aktivist:innen durch die online Plattform Discord. 

Ihre Prioritäten sind klar: Rechtsstaatlichkeit wiederherstellen, Gewaltvorfälle untersuchen, die Anliegen der Jugend aufgreifen und faire Wahlen am 5. März 2026 vorbereiten. 

Eine erwachte Generation – und ein hoher Preis 

Die Proteste haben die Generation Z politisch wachgerüttelt. Sie fordert Verantwortung ein, hinterfragt Autorität und zeigt, dass Wandel weit über Parteipolitik hinausgehen kann. Doch der Preis ist hoch: 72 Tote, Hunderte Verletzte und dokumentierte Menschenrechtsverletzungen. Die Aufarbeitung dieser Gewalt ist zentral für Nepals Zukunft und den Schutz von Menschenrechtsverteidiger:innen. 

Internationale Unterstützung für Menschenrechte 

Internationale Organisationen – darunter auch Peace Brigades International – können jetzt eine entscheidende Rolle spielen, indem sie: 
Lokale Menschenrechtsverteidiger:innen unterstützen, 
Unabhängige Untersuchungen vorantreiben, 
Journalist:innen, Friedensstifter:innen und besonders Frauen schützen, 
Verantwortungsvolle Partnerschaften mit der Übergangsregierung stärken. 

Peace Brigades International Nepal bleibt engagiert 

PBI Nepal arbeitet weiterhin eng mit lokalen Führungspersonen und Menschenrechtsverteidiger:innen zusammen, schützt gefährdete Personen und fördert sichere Räume sowie langfristigen Frieden im Land.

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