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Kolumbien: Umweltverteidiger:innen in Gefahr – BBC enthüllt

16.04.2025 – Ein aktueller investigativer Bericht der BBC wirft schwerwiegende Vorwürfe gegen den kolumbianischen Energiekonzern Ecopetrol auf. Recherchen zufolge soll das Unternehmen für massive Ölverschmutzungen verantwortlich sein, die Wasserquellen und artenreiche Feuchtgebiete erheblich schädigen. Der Bericht beleuchtet zudem die beunruhigenden Verbindungen zwischen dem staatlichen Erdölkonzern, privaten Sicherheitsfirmen und bewaffneten Gruppen, die gegen lokale Umweltverteidiger:innen vorgehen.

Drohungen gegen Umweltverteidigerin Yuly Velásquez

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Yuli Velásquez und Holmer Pérez

Besonders betroffen ist die Region um Barrancabermeja, wo die zugleich größte Raffinerie Kolumbiens am Fluss Magdalena liegt. In diesem Gebiet setzt sich Yuly Velásquez, Fischerin und Vorsitzende des Verbands für traditionelle Fischerei, Umweltschutz und Tourismus der Region Santander (FEDEPESAN), für den Schutz ihrer Lebensgrundlagen ein. Zusammen mit anderen Mitgliedern der Organisation dokumentiert sie etwa Umweltschäden durch Ölverschmutzungen und setzt sich auf politischer Ebene für den Umweltschutz ein.

Doch dieser Einsatz ist gefährlich: Laut BBC erhielten Yuly und sieben weitere Umweltaktivist:innen nach öffentlicher Kritik an Ecopetrol mehrfach Morddrohungen. Unbekannte feuerten Warnschüsse auf ihr Haus ab und hinterließen Drohbotschaften an ihren Hauswänden. Auch die Menschenrechtsorganisation CREDHOS, die sich seit Jahrzehnten für die Rechte lokaler Gemeinschaften in Barrancabermeja einsetzt, warnt seit Langem vor der Bedrohungslage in der Region und der Rolle bewaffneter Gruppen.

Kolumbien gehört zu den gefährlichsten Ländern der Welt für Umweltverteidiger:innen. Nach Angaben der Organisation Global Witness wurden allein im Jahr 2023 mindestens 79 Umweltaktivist:innen getötet – mehr als in jedem anderen Land. Besonders betroffen sind Menschenrechts- und Umweltorganisationen, die sich gegen mächtige Wirtschaftsinteressen einsetzen.

PBI leistet Schutzbegleitung für Umweltverteidiger:innen im Norden Kolumbiens

Angesichts der akuten Bedrohungslage begleitet Peace Brigades International (PBI) sowohl FEDEPESAN als auch CREDHOS – letztere bereits seit 1994. CREDHOS dokumentiert Menschenrechts­verletzungen seit Jahrzehnten und tritt für den Schutz betroffener Gemeinschaften ein.

FEDEPESAN ist ein Zusammenschluss von mehr als 600 Fischer:innen entlang des Magdalena-Flusses, die sich für den Erhalt ihrer ökologischen und sozialen Lebensgrundlage einsetzen. Aufgrund ihrer Arbeit waren die Mitglieder von FEDEPESAN bereits mehrfach kollektiver Vertreibung durch bewaffnete Gruppen ausgesetzt. Nach einem bewaffneten Angriff auf Mitglieder der Organisation im Mai 2022 forderte PBI Kolumbien verstärkten Schutz für Umweltverteidiger:innen in der Region.

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Weiterführende Informationen: 
>> Al Jazeera (2022): „Colombian environmental activists deluged by threats“ 
>> BBC (2025): „Oil giant’s leaked data reveals ‚awful‘ pollution
>> Global Witness (2024): „Missing voices: The violent erasure of land and environmental defenders“ 
>> Kolko (2025): „Urgent Action: Bewaffnete Gruppen bedrohen Menschenrechtler:innen
>> PBI Canada (2025): „FEDEPESAN fishers in Colombia face collective displacement due to ongoing threats against them by armed groups