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– Vergangenen Juni beobachteten zwei Mitarbeiterinnen des Menschenrechtszentrums Paso del Norte in Ciudad Júarez wie zwei Polizeibeamte einen Inhaftierten in den Räumlichkeiten der Staatsanwaltschaft folterten. Sie griffen ein, klagten das Verbrechen an und fürchten nun um ihre eigene Sicherheit. Wie kommt es dazu? pbi sprach letzte Woche mit der Menschenrechtsanwältin Maricela Vásquez von Paso del Norte, anlässlich ihres Besuchs in der Schweiz, über die Risiken, denen sie und ihre Arbeitskolleg_innen aufgrund ihrer Arbeit ausgesetzt sind. Die aktuelle Speaking Tour der Menschenrechtsanwältin durch Europa hat zum Ziel den Schutz der Mitarbeiter_innen von Paso del Norte zu verbessern.

Maricela Vázquez beim UNO-Menschenrechtsrat.Der Foltervorfall geschah am 17. Juni 2019 in der Staatsanwaltschaft von Ciudad Júarez. Die beiden Mitarbeiterinnen von Paso del Norte befanden sich vor Ort, um Ermittlungen nachzugehen, als sie aus einem der Räume Schreie und Wehklagen hörten, wie auch Schläge und Drohungen. Als die beiden Menschenrechtsverteidigerinnen die Polizeibeamten persönlich konfrontierten, forderten diese sie auf gewaltsame Weise auf, sich zurückzuziehen und die „Untersuchung“ nicht zu stören. Daraufhin meldeten die Vertreterinnen von Paso del Norte den Vorfall der internen Kontrolleinheit der Staatsanwaltschaft. Letztere ist für die Ermittlungen von Verbrechen zuständig, in die Beamte der Institution verwickelt sind.

Das Menschenrechtszentrum reichte auch eine Strafanzeige bei der nationalen Kommission für Menschenrechte ein. „Diese Anzeige müssen die beiden Kolleginnen nun bei der Staatsanwaltschaft ratifizieren“, sagt Maricela Vázquez. „Sie haben jedoch Angst dies zu tun, denn sie standen von Angesicht zu Angesicht mit den Angreifern und letztere identifizieren die beiden Menschenrechtsverteidigerinnen problemlos. Aus diesem Grund fordern wir bei verschiedenen Instanzen, dass der Fall auf Bundesebene untersucht wird. Es erscheint uns weder logisch noch vernünftig, dass Beamte der gleichen Staatsanwaltschaft ihre Kollegen untersuchen sollen, die bei Foltervorfällen ertappt wurden.“ Momentan hat sich diesbezüglich leider noch nichts getan und der Fall ist blockiert. „Bis jetzt gab es glücklicherweise keine Bedrohungen gegen Paso den Norte, doch wir schließen ein erhöhtes Risiko nicht aus“, meint Maricela Vásquez.

Wie unterstützt pbi den Fall?

Nach dem Vorfall vom 17. Juni traffen sich pbi-Freiwillige mit der Kontrolleinheit der Staatsanwaltschaft in Ciudad Júarez und stellten die Begleitarbeit, die pbi Paso del Norte seit 2013 leistet, vor. „Wir fühlen uns besser geschützt, wenn die Behörden wissen, dass pbi in unserer Nähe ist“, sagt Maricela Vázquez. Beim Treffen kündigte pbi auch die bevorstehende Speaking Tour der Menschenrechtsanwältin durch Europa an. „Die Behörden verstehen, dass solche Sichtbarkeits-Kampagnen dazu da sind, unser Profil zu erhöhen und dass dadurch die politischen Kosten viel höher wären, falls wir angegriffen würden“, meint Maricela Vásquez. Von der Speaking Tour durch die Schweiz, Belgien, Spanien, Niederlande und Großbritannien erhofft sie sich eine verstärkte Zusammenarbeit mit Akteuren, die die Menschenrechtsarbeit von Paso del Norte auf internationaler Ebene unterstützen können.

Text: pbi Schweiz

Mehr Informationen
>> Bildgalerie zur Speaking Tour mit Maricela Vázquez von Paso del Norte aus Mexiko
>> Mexikos 25 000 unbekannte Todesopfer, Beitrag auf Radio RaBe (ab Min. 20:30), 24.09.2019