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Deutschland: Meine Erfahrungen als Bundesfreiwilliger bei pbi

Deutschland: Meine Erfahrungen als Bundesfreiwilliger bei pbi

05.11.2020 – Seit rund eineinhalb Jahren unterstütze ich als Bundesfreiwilliger die Öffentlichkeitsarbeit von pbi Deutschland. Nun geht mein Bundesfreiwilligendienst dem Ende zu. Deshalb möchte ich einen Moment zurückblicken, die Zeit Revue passieren lassen und Ihnen einen kleinen Einblick über meine Zeit und meine Tätigkeiten bei pbi Deutschland geben. Vielleicht fühlt sich die eine_der andere angeregt, sich selbst als Bundesfreiwillige_r für die Menschenrechte zu engagieren.

pbi – das ist keine Organisation wie jede andere. Dies habe ich schon am Beginn meiner Arbeit erfahren. Von Anfang an bin ich sehr herzlich aufgenommen worden. Die lockere und wertschätzende Atmosphäre hat es mir leicht gemacht, mich im Team wohlzufühlen und mich gut einzuarbeiten. Dieser wertschätzende Umgang miteinander kommt nicht von ungefähr – so sind es gerade die flachen Hierarchien, der gelebte Konsens und die Prinzipien, die pbi zu einer einzigartigen Organisation machen. Die Prinzipien von pbi sind nämlich keine leeren Worthülsen, sondern gelten im alltäglichen Umgang stets als Orientierung. Die Diskussion über Ausrichtung, Anspruch und Weiterentwicklung der Organisation ist es, die sie lebendig halten.

„Als ‚Bufdi‘ habe ich die Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und dabei vielfältige Aufgaben übernommen.“

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Jakob Rieder - Erfahrungsbericht eines Bundesfreiwilligen

Als „Bufdi“ – so die umgangssprachliche Bezeichnung für eine_n Bundesfreiwillige_n – habe ich die Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und dabei vielfältige Aufgaben übernommen. So war ich an der Erstellung des Rundbriefs und anderer Druckwerke beteiligt. Im Online-Bereich habe ich für die Webseite Beiträge geschrieben und übersetzt, Informationen aktuell gehalten, die Social-Media-Kanäle betreut und News und Veranstaltungen beworben. Besonders die Print-Publikationen waren es, die mir in der Erstellung viel Spaß bereitet haben. So konnte ich für mich neue Gestaltungsprogramme kennenlernen und auch selbst Artikel verfassen. Neben den sehr text- und bild-orientierten Arbeiten habe ich ebenso Veranstaltungen mitgeplant und organisiert.

Die Arbeit im Team der Öffentlichkeitsarbeit war sehr harmonisch. Anstehende Aufgaben haben wir in einem wöchentlichen Treffen – in der Corona-Zeit im „Online-Call“ – besprochen. Neben den anfallenden To-Do’s haben wir ebenso neue Möglichkeiten eruiert und neue Projekte entwickelt, wie einen neuen Social-Media-Kanal: So wurde zu Beginn meines Freiwilligeneinsatzes Instagram neu eingeführt. Entscheidungen darüber was und wie wir bestimmte Projekte umsetzen wollen, wurden stets im Konsens diskutiert und getroffen. Dabei haben wir auch Ehrenamtliche und Praktikant_innen eingebunden.

Mein Einsatz bei pbi war aber nicht auf die Öffentlichkeitsarbeit beschränkt. So bekommt jede_r Neue_r bei pbi auch eine Einführung in die anderen Fachbereiche. Dies hat mir sehr geholfen, die Arbeitsweise und Struktur von pbi Deutschland, aber auch pbi international, zu verstehen. Stellenweise war die Arbeit auch bereichsübergreifend. Allgemeine Belange, wie Neuigkeiten aus einzelnen Bereichen oder internationale News, aber auch anstehende Entscheidungen, die für das ganze Team relevant sind, wurden in der zweiwöchig stattfindenden Teamsitzung besprochen. Neben der Teamsitzung war es insbesondere das Mittagessen, bei dem wir alle zusammenkamen. In der Mittagspause haben wir des Öfteren Tischtennis gespielt, um einen kleinen Ausgleich zur Schreibtischarbeit zu haben, denn Menschenrechtsarbeit braucht auch in der eigenen Struktur humane Arbeitsbedingungen. ;)

„Die eigentliche Menschenrechtsarbeit leisten die Menschenrechtsverteidiger_innen, die pbi begleitet.“

Die eigentliche Menschenrechtsarbeit leisten die Menschenrechtsverteidiger_innen, die pbi begleitet. Sie zu schützen und ihre wichtige Arbeit zu unterstützen ist die zentrale Aufgabe der peace brigades; sie sichtbar zu machen, die der Öffentlichkeitsarbeit. Durch die Berichte der Menschenrechtsverteidiger_innen, die hier in Deutschland zu Besuch waren, habe ich nochmals tiefere Einblicke in die Arbeit der Menschenrechtsverteidiger_innen und deren Organisationen gewonnen. So war es insbesondere ein Interview von Kate Wangui, in dem sie über ihre Arbeit als Frauenrechtsverteidigerin in Nairobi spricht. Ich war sehr beeindruckt von ihrer Arbeit und den feministischen Programmen, in denen sie als Toolkit-Organiser Kindern und Jugendlichen geschlechterkritische Bildung vermittelt. Auch sind mir die Vorträge von Lesbia Artola (Landrechtsverteidigerin aus Guatemala) und Erik Arellana Bautista (Menschenrechtsaktivist aus Kolumbien) in Erinnerung geblieben. Die Menschenrechtsverteidiger_innen, die pbi begleitet, einmal persönlich zu treffen und ihre Erfahrungen direkt geschildert zu bekommen, war auf jeden Fall eines meiner Highlights in meinem Bundesfreiwilligenjahr.

Aber auch die Berichte von zurückgekehrten Freiwilligen – intern nennen wir sie „Rückis“ –, die von ihren Einsätzen erzählten, waren spannend. Diese Berichte haben mir stets ein eindrückliches Bild der Schutzbegleitung vermittelt und die Arbeit von pbi nochmal auf andere Art und Weise erfahrbar gemacht. Denn: Beim Layouten und Redigieren von Texten entsteht manchmal eine gewisse Distanz zu den Erlebnissen, da man sie am ‚Schreibtisch‘ nur nach-, aber nicht miterlebt. Die persönlichen Berichte der Rückis haben diese Kluft ein wenig geschlossen und halfen mir, meine Arbeit in der Öffentlichkeitsarbeit noch passender zu gestalten.

So ist es insbesondere die Vielfalt der unterschiedlichen Menschen bei pbi, die die Arbeit abwechslungsreich und spannend macht: Nicht nur Menschenrechtsverteidiger_innen und Freiwillige Schutzbegleiter_innen, sondern auch Ehrenamtliche, die stark in die Arbeit bei pbi eingebunden sind, bringen eine Dynamik in die Organisation. So war die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen für mich sehr bereichernd, denn durch die Bottom-up-Struktur von pbi spielt es keine Rolle, in welcher Position man ist, um sich einzubringen. Es ist immer möglich, neue Projekte mitzugestalten.

„Die Arbeit als Bundesfreiwilliger hat mir die Möglichkeit gegeben, mich in unterschiedlichen Arbeitsgruppen einzubringen.“

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Lernort Kulturkapelle (Foto: Bettina Theuerkauf)

Die Arbeit als Bundesfreiwilliger bei pbi hat mir auch die Möglichkeit gegeben, mich in unterschiedlichen Arbeitsgruppen einzubringen. Zwar gibt es einige Aufgaben, die klassischerweise dem Bundesfreiwilligen zufallen. Darüber hinaus konnte ich auch eigene Schwerpunkte setzen. Die Mitarbeit in der Diversitäts-AG war solch ein Schwerpunkt für mich. Um die Vielfalt innerhalb von pbi Deutschland zu stärken, haben wir letztes Jahr die Diversitäts-Arbeitsgruppe gegründet. Die ersten Reflexionen und Anstöße haben stattgefunden. Dennoch ist es noch ein weiter Weg, pbi auch für die Menschen zugänglich zu machen, die bisher nicht vertreten sind. Hierbei bedarf es einer selbstkritischen Perspektive. Diese zu stärken und Strukturen inklusiver zu gestalten, haben wir uns als Ziele der Arbeitsgruppe gesetzt.

Meine Wünsche, Bedürfnisse und gegenseitiges Feedback habe ich monatlich in einem Jour fixe-Gespräch mit dem_der Referent_in für Öffentlichkeitsarbeit geführt. Namentlich waren das Stefan und Rabea. An dieser Stelle vielen Dank für eure Begleitung. Bedanken möchte ich mich auch bei Alex, der mir immer wieder Neues gezeigt und beigebracht hat und mir bei Fragen zur Seite stand.

Das Besondere am Bundesfreiwilligendienst ist auch, dass neben der regulären Arbeit mehrere Seminartage für die eigene Fortbildung zur Verfügung stehen. Hierbei konnte ich selbst Seminare auswählen, die mich interessierten. So habe ich mich ausführlicher mit Vorurteilen und vorurteilsbewussteren Umgangsweisen auseinandergesetzt. In einem mehrtägigen Anti-Bias-Training haben wir mit eigenen Erfahrungen gearbeitet, diese reflektiert und alternative Handlungsweisen aufgezeigt.

Persönlich betrachtet war mein Bundesfreiwilligendienst bei pbi eine sehr bereichernde Zeit für mich. So habe ich sehr viele nette Menschen kennengelernt, durch meine Aufgaben einen guten Einblick in die Öffentlichkeitsarbeit einer NGO bekommen, und auch einen besseren Eindruck von der Arbeit der Menschenrechtsverteidiger_innen erhalten. Ich habe viel Neues gelernt, einerseits Know-how, andererseits über internationale Menschenrechtsarbeit. Rückblickend möchte ich mich bei allen für die schöne und lehrreiche Zeit bedanken. Auch wenn mein Freiwilligendienst nun zu Ende ist, werde ich in der ein oder anderen Form pbi weiterhin unterstützen.

Ein Erfahrungsbericht von Jakob Rieder