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10.11.2020 – Weltweit mehren sich die Proteste der Klimaaktivist_innen, die sich den Schutz der Umwelt und einer lebenswerten Welt auf die Fahnen geschrieben haben. Die Stimmen von denjenigen, die unter dem Klimawandel am meisten leiden werden oder jetzt schon betroffen sind, werden dabei oft nicht gehört. Innerhalb von pbi Deutschland hat sich letztes Jahr die Aktionsgruppe SüdNord gegründet, die den Umweltaktivist_innen aus dem globalen Süden mehr Gehör verschaffen will. Ziel ist dabei die Vernetzung von Klimaaktivist_innen aus dem globalen Süden und dem globalen Norden.

„Ökologie ohne soziale Gerechtigkeit ist nur Gärtnerei!“ — Chico Mendes, brasilianischer Menschenrechts- und Umweltaktivist, der 1988 für sein Engagement ermordet wurde

Mit Gretas Thunbergs Klimaprotest, der zu Fridays for Future (FFF), Extinction Rebellion (XR) und anderen Protestbewegungen führte, erreichte auch Deutschland ein neuer Klimaaktivismus, der die Protestlandschaft und ihre Darstellung in den Medien grundlegend verändert hat. Obwohl die Bewegung noch jung ist, hat sie schon größeren Einfluss auf die deutsche und europäische Klimapolitik als die vereinzelten Proteste zuvor. Immer wieder kam die Kritik auf, dass diese Proteste zu wenig Bezug zum Globalen Süden haben und dass diejenigen, die schon lange gegen die Auswirkungen der Klimaerwärmung kämpfen und am meisten davon betroffen sind zu wenig Gehör finden. Gleichzeitig begann auch bei pbi ein Umdenken dahingehend, dass in unserer globalisierten Welt auch in Ländergruppen des globalen Nordens, statt nur in den Projektländern, politischer Aktivismus passieren sollte.

Dieser in der GeschichtPerson mit Schild mit der Aufschrift "Sustainability > Human Rights > Peace" auf einer Demonstratione von pbi fundamental neue Konsens von der internationalen Generalversammlung 2017 führte bereits zu verschiedenen Projekten in pbi-Ländergruppen und schlägt sich auch im aktuellen Strategieplan von pbi Deutschland deutlich nieder. Darin kommt zum Ausdruck, dass sich pbi Deutschland – ähnlich wie andere Ländergruppen – politisch zu ihren Regierungen kritischer positionieren und politisch in Deutschland aktiver werden will.

Diese zwei fundamentalen Entwicklungen führten zur Idee, die Aktionsgruppe SüdNord zu gründen, die Menschenrechtsaktivist_innen aus unseren Projektländern mit den Klimaprotesten im Globalen Norden, insbesondere Deutschland, verknüpfen möchte. Es wurde deutlich, dass pbi dabei eine besondere Rolle zukommt. pbi kann ihr Ansehen und ihren Erfahrungsschatz in der Zusammenarbeit mit Menschenrechtsverteidiger_innen des Globalen Südens sowie die Kontakte zu Basisaktivist_innen in Deutschland nutzen, um sich für die Klimagerechtigkeitsbewegung in Deutschland einzubringen. Somit können auch die Stimmen und die Perspektive von den von der Klimakrise am meisten betroffenen Menschen Gehör finden. Beispielsweise können wir so einen Beitrag zur Klimabewegung leisten, indem wir den Zusammenhang zwischen Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit sowie die Verantwortung des globalen Nordens bezüglich der Menschenrechtsverletzungen und der Umweltzerstörung in der Welt verdeutlichen.

Die Aktionsgruppe SüdNord wurde von vielen Aktiven innerhalb von pbi Deutschland beim Bundestreffen 2019 sehr begrüßt und hatte ihr Auftakt-Treffen im Februar in Berlin. Ein besonderes Anliegen der AG ist es dabei mit Partner_innenorganisationen zusammenzuarbeiten, wie Chico Mendes und Carea, die sich für den Schutz der Menschenrechte in den gleichen Ländern einsetzen, Menschenrechtsverteidiger_innen nach Deutschland zu bringen und sie für gemeinsame Strategien und Kampagnen zu vernetzen. Ähnlich wie in unseren Projekten ist auch hier die Vision, dass diese Organsationen irgendwann ohne die Unterstützung von pbi die Aktivitäten fortentwickeln.

Als Nebeneffekt trägt die Aktionsgruppe auch dazu bei, das ehrenamtliche Engagement zu stärken und zu emanzipieren, sowie die Arbeit von pbi Deutschland für junge, politisch aktive Menschen attraktiver zu machen. Dabei versucht die AG, entsprechend ihrem Mandat, möglichst autark zu sein und auf die Bereiche bei pbi Deutschland und in den Projekten möglichst sparsam zuzugreifen.

Mitten in der Phase der Auswahl interessierter Menschenrechtsverteidiger_innen aus unseren Projektländern für die erste Reise nach Deutschland traf der Covid-19 Lockdown ein und lähmte die Aktivitäten für mehrere Monate.

Unser erster Schritt besteht nunmehr darin, dieses Jahr eine Hybrid-Veranstaltung zu organisieren, bei der Menschenrechtsverteidiger_innen aus unseren Projektländern zu einem (Präsenz-) Treffen von Interessierten der Klimabewegung zugeschaltet werden, um diese mit ihrer Perspektive anzureichern und möglicherweise erste Verabredungen zu treffen. Die AG will an dieser Stelle auch weitere Interessierte einladen mitzuwirken oder andere potenzielle Aktive einzuladen.

Dadurch, dass wir in verschiedenen Städten Deutschlands verstreut sind, sehen wir viel Potential, nächstes Jahr eine Besuchsreise mit verschiedenen Stationen zu organisieren und die pbi Regionalgruppen wachsen zu lassen.

Text und Kontakt: Paul Metsch