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04.10.2023 – Die Aktivistin Xaviera Molina ist 2018 aus Nicaragua geflüchtet und lebt seither in Costa Rica. Im Gespräch mit pbi berichtet sie über die vielen Hürden, mit denen sie im Exil konfrontiert ist. Der Zugang zu Bildung und Arbeit ist dabei alles andere als einfach. 

Xaviera MolinaXaviera Molina ist allein­erziehende Mutter zweier Kindern und lebt seit über fünf Jahren im Exil in Costa Rica. Im Zuge der Proteste von 2018 gegen die Regierung in Nicaragua musste sie aus ihrer Hei­mat flüchten. Da sie ihre Zeug­nisse auf der Flucht nicht mit­nehmen konnte, musste sie das Studium von vorne be­ginnen. Doch sie hat es geschafft und studiert seit einem Jahr wieder Grafik­design, wie zuvor in Nicaragua. Der Zugang zu Bildung ist für die geflüchteten Nicaraguaner:innen in Costa Rica stark eingeschränkt. Ohne Stipendien können sich viele ein Studium nicht leisten. Auf dem Arbeitsmarkt sieht die Situation nicht besser aus.

Kein Schutz vor Missbrauch

«Der Zugang zu Arbeitsplätzen ist sehr eingeschränkt. Für Migrant:innen jeder Art, seien es Zwangsmigrant:innen oder Wirtschaftsmigrant:innen, ist es sehr kompliziert.» 

Die Arbeitserlaubnis erhalten die meisten erst nach mehreren Jahren und auch danach stehen sie vor zahlreichen Herausforderungen. Die Arbeitgeber:innen anerkennen die ausländischen Titel nicht, erwarten mehrere Jahre Berufserfahrung und Empfehlungsschreiben. Ein Großteil arbeitet deswegen informell, entweder selbstständig oder als Angestellte. Doch unter diesem Umständen bezahlen die Arbeitgeber:innen oft weniger als den Mindestlohn, übernehmen keine Gesundheitsversicherungen und die Arbeiter:innen haben wenig bis keinen Schutz vor Missbrauch.

«An einem freien Tag fragte mich mein Chef, was ich vorhabe. Ich sagte ihm, ich sei beschäftigt. Er wollte mich sehen, damit ich ihm sexuelle Gefälligkeiten erweise und als ich ihm nein sagte, hat er mich gefeuert.» 

Unterstützung durch die Red de mujeres pinoleras

Mit Hilfe des Netzwerkes Red de mujeres pinoleras trotzt Xaviera den schwierigen Umständen. Was als Tauschnetzwerk während der Corona Pandemie entstand, hat sich zu einer Organisation weiterentwickelt, die regelmäßig einen Markt organisiert, an dem die Frauen im Exil ihre Produkte und Essen verkaufen, Workshops zu Menschenrechten und Unternehmer:innentum anbietet und in persönlich schwierigen Situationen unterstützt. Für Xaviera Molina ist klar: 

«Wir werden weiterhin Räume des Lernens aufbauen, denn Bildung macht den Unterschied.»

Teilnahme an der 54. Session des UN-Menschenrechtsrates in Genf

Xaviera Molina besuchte gemeinsam mit Fernanda Martínez auf Einladung von pbi vom 11. bis zum 14. September 2023 die Schweiz, um auf die schwierige Menschenrechtssituation in Nicaragua und im Exil in Costa Rica aufmerksam zu machen. Fernanda Martínez äußerte sich am UN-Menschenrechtsrat im Namen von pbi zu den Menschenrechtsverletzungen und insbesondere zur Situation der Frauen in Nicaragua. In Bern trafen sich die beiden Aktivist:innen mit drei Vertreterinnen des EDA.

Text: pbi Schweiz

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