20.12.2018 – Der ehemalige Elitesoldat Santos López Alonzo wurde letzten Monat zu 5160 Jahren Haft verurteilt. Die Richter in Guatemala verhängten dieses symbolische Urteil für seine Rolle beim Massaker in Dos Erres am 7. Dezember 1982. Santos López Alonzo war Teil der Eliteeinheit „Kaibiles“ und wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Mord an 171 Personen schuldig gesprochen.
Das Massaker an den Dorfbewohner_innen von Dos Erres ist mit seinen 201 Opfern, mehrheitlich Frauen und Kinder, eines der gravierendsten Ereignisse im guatemaltekischen Bürgerkrieg. Dos Erres liegt im Departement namens Petén, im Norden Guatemalas.
Nach einer Auseinandersetzung mit der Guerilla, welche den Verlust mehrerer Waffen zur Folge hatte, beschuldigte die guatemaltekische Armee die Dorfbewohner_innen von Dos Erres Sympathisant_innen der Guerilla und im Besitz der Waffen zu sein. In der Nacht des 6. Dezember 1982 startete die Eliteeinheit Kaibiles eine Untersuchung zur Auffindung der abhanden gekommenen Waffen und verübte schließlich das Massaker an den Dorfbewohner_innen, wobei mehrere Frauen und Mädchen vor der Tötung vergewaltigt wurden.
Ein weiterer wichtiger Schritt für die Übergangsjustiz in Guatemala
Das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte spricht sich positiv über die Verurteilung von Santos López Alonzo aus. Es sei «sehr wichtig, dass der guatemaltekische Staat sich dafür einsetzt, dass einerseits Personen, welche Menschenrechtsverletzungen begangen haben, aufgespürt und zur Rechenschaft gezogen werden und andererseits Opfer von Menschenrechtsverletzungen Zugang zur Wiedergutmachung, Gerechtigkeit und Wahrheit haben.»
Im November 2004 hatte die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte den guatemaltekischen Behörden aufgetragen, die Verantwortlichen von Massakern zur Verantwortung zu ziehen. 8 Jahre später, im März 2012, wurden fünf Mitglieder der Paramilitärs für ihre Taten verurteilt. In diesem Sinne sieht das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte die Verurteilung von Santos López Alonzo als einen weiteren Schritt in die richtige Richtung an.
30 Jahre Haft für jeden Mord
Das symbolträchtige Urteil von 5160 Jahren Haft würdigt die Opfer des Massakers in Dos Erres. Santos López Alonzo wurde für jeden Mord an einem der Dorfbewohner für 30 Jahre Haft verurteilt. Das höchstmögliche Strafmaß in Guatemala beläuft sich auf 50 Jahre.
Darüber hinaus hat das guatemaltekische Gericht den Wunsch geäußert, den 7. Dezember zum Nationalfeiertag zum Gedenken an die Opfer zu erklären. Außerdem soll «die Gemeinde Las Cruces in Petén eine öffentliche Aktion zum Gedenken der Opfer des Massakers einführen und das Gesundheitsministerium den Überlebenden physische und psychologische Unterstützung bieten.»
Dem Bürgerkrieg in Guatemala (1960-1996) sind mehr als 200 000 Menschen zum Opfer gefallen. Die beiden Militärmachthaber Romeo Lucas García (1978-1982) und Efraín Ríos Montt (1982-1983) prägten den Krieg durch ihre gegen die marxistische Guerilla gerichtete Politik der Aufstandsbekämpfung. Diese grausame Politik führte zum Massaker in Dos Erres, der Zerstörung von 626 Maya Dörfern und der Vertreibung von mehr als 1.5 Millionen Menschen.
Text: pbi Schweiz
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>> UN News: Guatemala Dos Erres massacre conviction welcomed by UN human rights office