25.04.2018 - Mexiko ist als erstes lateinamerikanisches Land Partner der Hannover Messe, der weltweit größten Industriemesse. Die Eröffnung der Messe am 22. April 2018 sorgte für Protest gegen Menschenrechtsverletzungen gegenüber der mexikanischen Bevölkerung.
José Rogelio Garza Garza, Mexikos Wirtschaftsstaatssekretär, spricht im Bezug auf die diesjährige Hannover Messe von einer „win-win-Situation“ und möchte sie nutzen um die wirtschaftlichen Beziehungen auszuweiten. Laut der offiziellen Seite der Hannover Messe will Mexiko auch die Gelegenheit wahrnehmen um das Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union voran zu bringen. Besonders die mexikanische Autobranche wächst. In 2 Jahren möchte Mexiko der fünft größte Automobilstandort weltweit sein. Viele deutsche Autohersteller haben bereits einen Produktionsstandort in Mexiko.
Doch nicht alle sind mit den Plänen über ein neues Freihandelsabkommen mit Mexiko einverstanden. Im Rahmen einer Mahnwache zur Eröffnung der Messe kritisierte Amnesty International die dortigen Menschenrechtsverletzungen. Besonders bemängelt wurde die hohe Straflosigkeit. Die mexikanische Regierung wurde aufgefordert gegen diese vorzugehen, da sie Nährboden für weitere Gewalt biete, so Henning von Hoerner, der ehrenamtlicher Sprecher der Amnesty-Gruppen in Hannover.
Auch die deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko, zu deren Netzwerk pbi gehört, weist in einer Pressemitteilung auf Rechtsunsicherheit und Straflosigkeit in Mexiko hin. Die Koordinatorin des Netzwerkes Carola Hausotter, spricht von „strukturelle[r] Gewalt, die sich in einem tödlichen Zusammenwirken von staatlichen Polizeikräften, dem Militär und der Organisierten Kriminalität ausdrückt. “Besonders vielsagend sei das systematische Verhindern der Aufklärung des gewaltsamen Verschwindenlassens von 43 Lehramtsstudenten von Ayotzinapa. Das Verbleiben der Verschwundenen ist bis heute nicht geklärt. Carola Hausotter nimmt auch Deutschland und die EU in die Verantwortung Reformen im lateinamerikanischen Partnerland einzufordern.
pbi begleitet seit 2002 Mitglieder des Comité Cerezo. Die Organisation hat ihren Sitz in Mexiko-Stadt und setzt sich gegen Straflosigkeit und für die Rechte politisch Inhaftierter und sog. Gewissensgefangener ein, die aufgrund einer bestimmten Meinung oder ihres Glaubens inhaftiert wurden, Das Komitee dokumentiert Menschenrechtsverletzungen, darunter Gewalt gegenüber Menschenrechtsverteidiger_innen und erstellt Berichte und Analysen zur Menschenrechtssituation in Mexiko. Für ihr Engagement erhielt das Comité Cerezo 2012 den Aachener Friedenspreis.
Text: Maren Voigt
Quellen:
>> Mexiko auf der HANNOVER MESSE
>> Amnesyt protestiert zur Hannover Messe gegen Menschenrechtsverletzungen in Mexiko
>> Hannover Messe: Wo Mensch und Roboter zusammenfinden (dw.de)
>> Mexiko will auf Hannover Messe glänzen (dw.de)
>> Cerezo Comité (pbi Mexiko)
>> Fact Sheet der Menschenrechtskoordination Mexiko zum Verschwindenlassen