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Kolumbien: Gewaltsame Unterdrückung der Proteste in Buenaventura

Kolumbien: Gewaltsame Unterdrückung der Proteste in Buenaventura

13.06.2017 - Die Situation in Buenaventura verschlechtert sich Tag um Tag. Die städtische Bevölkerung streikt, um gegen die Verletzung ihrer sozialen und zivilen Rechte zu protestieren. Dafür blockiert sie den Hafen, den bedeutsamsten Handelsknotenpunkt in Kolumbien.

Die Stadt Buenaventura, welche im Departement Valle del Cauca liegt, besitzt den wichtigsten kolumbianischen Hafen im Pazifischen Ozean. Über diesen Hafen werden 60% aller Importe und Exporte verarbeitet. Er trägt somit einen essentiellen Teil zur Wirtschaftsleistung Kolumbiens bei. Der Name Buenaventura bedeutet aus dem Spanischen übersetzt «gutes Glück». Die Diskrepanz zwischen dem Namen und der gegenwärtigen Lage könnte jedoch nicht größer sein.

Polizei geht gewaltsam gegen die Proteste vor

Da alle Anfragen an die Regierung, um den sozialen Notstand auszurufen, gescheitert sind, ist seit dem 16. Mai ein Generalstreik im Gang. Der Hafen, der wirtschaftliche Kern des Landes, wird ebenfalls nicht mehr betrieben. Die finanziellen Folgen sind enorm, wenn ein solch wichtiger Knotenpunkt für den Handel stillgelegt ist.

Die Organisatoren des Generalstreikes in Buenaventura haben von mehreren repressiven Maßnahmen sowie von exzessiver Polizeigewalt gegen die Protestierenden berichtet. 300 Personen wurden nach einem Tränengaseinsatz verletzt. Die Verantwortlichen des Streiks werden stark bedroht und einige unter ihnen wurden bereits umgebracht. Die gewaltsamen Handlungen der Regierung stellen einen klaren Verstoß gegen das Grundrecht auf Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit dar. Die Führung von Buenaventura wurde von vielen nationalen und internationalen Organisationen, darunter auch pbi, bemängelt.

Diskriminierung der Afro-Kolumbianer

Buenaventura hat einen großen afro-kolumbianischen Bevölkerungsanteil (fast 85%). Die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte dieser Gemeinschaft werden von der städtischen Regierung kaum umgesetzt. Fast 400‘000 Personen haben keinen Zugang zu Trinkwasser, die Arbeitslosenquote ist hoch (62%) und Bildung bleibt für viele Afro-Kolumbianer ein Luxus, den sie sich nicht leisten können.

Die strategisch bedeutsame Position der Stadt hat viele Konflikte zwischen rivalisierenden Gruppierungen ausgelöst. Sie möchten allesamt die Kontrolle über die Stadt, insbesondere aber über den Hafen, übernehmen. Dieser ist auch ein wichtiger Verkehrspunkt für den Kokainschmuggel.

Buenaventura leidet unter einer hohen Kriminalitätsrate, Armut und sozialer Ungleichheit. Alle diese Elemente tragen zu einer konfliktreichen und feindlichen Atmosphäre in Buenaventura bei. Außerdem ist die Regierung stark korrupt: Die drei letzten Bürgermeister sind wegen Korruptionsskandalen inhaftiert.

Text: pbi Schweiz

>> Achtzehn Tage Protest zeigen die zwei Gesichter von Buenaventura (in Spanisch)

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