14.06.2015 - Am 22. April 2015 erhielt das Büro der kolumbianischen Stiftung Nydia Erika Bautista (FNEB) einen Drohanruf, der mit den Worten „Wir werden euch alle töten“ den Mord an der Rechtsanwältin und Koordinatorin der Stiftung, Andrea Torres Bautista, sowie weiterer Mitglieder ankündigte. Nur einen Monat später, am 21. Mai 2015, erhielt eine wichtige Prozesszeugin in einem von der Stiftung betreuten Fall einen ähnlichen Drohanruf bei dem ebenfalls die Anwältin Andrea Torres Bautista sowie ein weiteres Stiftungsmitglied genannt wurden.
Diese Drohungen reihen sich ein in die systematische Einschüchterung wichtiger ZeugInnen sowie Familienangehöriger eines Opfers in zwei Fällen von Gewaltsamen Verschwindenlassens, die von der Stiftung vertreten werden. Die Stiftung wurde besonders seit September letzten Jahres durch die öffentliche Aussage des Ex-Präsidenten Alvaro Uribe, dass sie der Guerilla nahestehe, zur Zielscheibe mehrerer Drohungen und Einschüchterungen.
Rechtsanwältin Andrea Torres war im März dieses Jahres auf Deutschland-Besuch und sprach mit VertreterInnen des Bundestages und des Auswärtigen Amtes. Die Drohungen gegen Stiftungsmitglieder, vor allem gegen die bekannte Yanette Bautista, wurden mit Sorge zur Kenntnis genommen. Yanette Bautista hatte als Vertreterin einer Opferorganisation zusammen mit anderen Delegierten im Herbst 2014 an den Friedensverhandlungen in Havanna teilgenommen, um die Positionen der Opfer von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen einzubringen. Unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach Kolumbien erhielt sie Morddrohungen.
>> Urgent Action von Amnesty International: Hauptzeugin und Anwältin bedroht, 27. Mai 2015
>> Interview mit Andrea Torres Bautista: “Twenty four years after Nydia Erika disappeared, disappearances continue to take place”, January 2015 (in Englisch)
>> eldiario.es: “La desprotección por parte del estado colombiano es total”, marzo de 2015 (in Spanisch)
>> eldiario.es: „Las víctimas nos sentimos utilizadas en el proceso de paz de Colombia“, abril de 2015 (in Spanisch)
Text: Stephan Kroener