Im November war der Bauernanführer Franklin Almendares auf Besuchsreise in Europa. Bereits als Kind beteiligte er sich mit seinem Vater an den Aktivitäten der Bauernbewegung. Heute ist der 46-jährige Generalsekretär der nationalen Organisation CNTC und riskiert dafür sein Leben. Wir blicken auf seinen eindrücklichen Werdegang zurück, der eng mit der hart umkämpften Agrarpolitik im Land verflochten ist.
„Ich ging aufs Land und sah die Unterdrückung‟
Als 1985 die Organisation CNTC (Central Nacional de Trabajadores del Campo) unter anderem durch seinen Vater Cosme Almendares auf nationaler Ebene gegründet wird, motiviert dies Franklin zusätzlich, selber aktiv zu werden. Mit 16 Jahren startete er als Sekretär seiner Bauerngruppe, mit 18 war er Vizepräsident und mit 20 Teil der regionalen Struktur des Departements Francisco Morazán. „Damals war ich in Landrückgabeprozesse involviert, ich ging aufs Land und sah die Unterdrückung, ich sah wie die Landbesitzer_innen mit ihren Pistolen auf Maultieren und Pferden angeritten kamen, um die Bäuer_innen zu vertreiben. Sie töteten und sperrten die Menschen ein.“
Die Situation der Kleinbauernfamilien verschärfte sich ab 1992, weil die Regierung in diesem Jahr das Landreformgesetz außer Kraft setzte. Die Regierung vergab auch immer mehr Land an transnationale Unternehmen. „In dieser Zeit kämpfte ich an der Basis, bis ich 2007 die Koordination der CNTC auf regionaler Ebene in Francisco Morazán übernahm. 2008 kam dann das Dekret über Zwangsenteignungen durch, welches die Agrarreform wieder belebte und ermöglichte, Großgrundbesitzer_innen zu enteignen. Unter der Regierung von Manuel Zelaya erhielten 272 Gemeinschaften Landzertifikate, ein Erfolg, erzählt der Bauernanführer.“
Die Reaktion der Eliten ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Mit dem Staatsstreich von 2009, der den Präsidenten Zelaya aus dem Amt trieb, setzten sie auch dieses Dekret zugunsten der Kleinbäuerinnen und –bauern wieder außer Kraft. 2013 übernahm Almendares schließlich das Amt als Generalsekretär der CNTC auf nationaler Ebene. In dieser Funktion wird er mit den rechtlichen Gesuchen um Landtitel der Bauerngemeinschaften konfrontiert: „Es war sehr hart für mich festzustellen, wie vielen Bäuerinnen und Bauern der Prozess gemacht wird und daß über 40% der Gesuche um Land in den Schubladen der Behörden liegen bleiben oder für ungültig erkärt werden,“ führt Almendares aus.
Verbesserter Schutz für Franklin Almendares und die CNTC
In den vergangenen anderthalb Jahren wurde das Auto von Almendares drei mal beschossen. Seit 2018 begleitet pbi den Bauernanführer und die Organisation CNTC, was die Sicherheitslage etwas entschärft hat. Trotz der großen Risiken, die mit seiner Arbeit verbunden sind, kann sich der Aktivist kein anderes Leben vorstellen: „Ich kann mich nicht zurückzuziehen. Auf dem Land, das wir als Gemeinschaft legalisieren wollen, steht mein Haus und wir bauen dort an. Das gibt uns einen Ertrag, damit meine Kinder in die Schule gehen und essen können.“ pbi erhofft sich von der Speaking Tour mit Franklin Almendares und Nora Ramírez durch Europa eine Verbesserung des Schutzes der Mitglieder der CNTC.
Text: pbi Schweiz